Spielzeug, Lebensmittel und Geldscheine Coronavirus Infektionsrisiko auch durch Gegenstände?

Berlin · An immer mehr Orten in Deutschland werden Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus festgestellt. Hauptübertragungsweg ist die sogenannte Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Aber kann das Virus auch über Gegenstände übertragen werden?

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Was ist der übliche Übertragungsweg?

Wie viele andere Viren auch wird das neuartige Coronavirus laut Robert-Koch-Institut (RKI) vor allem über Tröpfcheninfektion übertragen, also durch virenbelastete Körpersekrete wie Spucke und Schleim.

Deswegen wird derzeit immer wieder zum regelmäßigen Händewaschen und der richtigen "Husten-und-Niesetikette" geraten. Dazu gehört es, nicht in die Hand, sondern in die Ellenbeuge zu niesen oder zu husten, Taschentücher nach einmaliger Benutzung wegzuwerfen und sich nach dem Naseputzen die Hände zu waschen.

Kann ich mich auch durch Viren auf Gegenständen anstecken?

Wie lange Erreger wie das neuartige Coronavirus auf Gegenständen überleben, hängt von der Virenlast ab, also der Menge der Erreger. Davon abgesehen spielen viele weitere Faktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit, UV-Strahlung und Oberflächenmaterial eine Rolle.

Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Greifswald haben jüngst Forschungsergebnisse zur Überlebensdauer früherer Coronaviren wie dem Sars-Erreger unter Laborbedingungen zusammengetragen. Je nach Virenstamm und Virenlast schwanken die Werte sehr stark - bei Papier etwa zwischen unter fünf Minuten und fünf Tagen, bei Stahl zwischen acht Stunden und 28 Tagen. Auf Glas und PVC wurden Werte von rund fünf Tagen erhoben.

Die Überlebensdauer des neuartigen Coronavirus auf Oberflächen lässt sich daher nicht genau angeben. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine Übertragung über Oberflächen, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden, grundsätzlich "denkbar". "Aufgrund der relativ geringen Stabilität von Coronaviren in der Umwelt ist dies aber nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination wahrscheinlich", erklärt das Bundesinstitut.

Demnach sind derzeit keine Fälle nachgewiesen, bei denen sich Menschen etwa über aus China importiertes Spielzeug oder andere Gegenstände mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt haben. Auch eine Ansteckung über andere importierte Bedarfsgegenstände wie Computer, Werkzeug, Kleidung oder Schuhe sei "nach derzeitigem Wissensstand unwahrscheinlich". Das gilt laut RKI auch für Postsendungen oder Gepäck.

Auch für Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus über mit dem Erreger belastete Lebensmittel sehen die Behörden keine Anhaltspunkte. Wer dennoch beunruhigt ist, kann laut BfR das Infektionsrisiko weiter verringern, indem er Lebensmittel erhitzt.

Was ist mit Geldscheinen und -münzen?

Im besonders stark vom neuartigen Coronavirus betroffenen China gab die Zentralbank Mitte Februar bekannt, dass die Banken alle gebrauchten Geldscheine desinfizieren, versiegeln und dann je nach der Schwere des Ausbruchs in ihrer jeweiligen Provinz für sieben bis 14 Tage einlagern.

Hierzulande gibt es derzeit keine derartigen Maßnahmen. Die Bundesbank hebt hervor, dass bei den regelmäßigen Untersuchungen von Euro-Scheinen bislang "keinerlei Belege" dafür gefunden worden seien, dass das Coronavirus durch Bargeld übertragen wird.

Eine Sprecherin der Europäischen Zentralbank (EZB) erklärte, zwar könnten wie bei der normalen Grippe und wie bei anderen Oberflächen neuartige Coronaviren auf Geldscheinen "für einen begrenzten Zeitraum" überleben. Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des Virus über Geldscheine sei aber "sehr niedrig im Vergleich zu anderen Oberflächen" wie etwa Türklinken, Handläufen, Lichtschaltern und Einkaufskörben.

Bundesbank und EZB empfehlen daher im Umgang mit Geld "die gleichen Maßnahmen bezüglich der Handhygiene" wie "bei allen anderen Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs auch".

Beim Bezahlvorgang kann es aber vorkommen, dass sich die Hände von Kassierer und Kunde berühren. Vorsichtige können dem durch kontaktloses Bezahlen mit einer entsprechenden EC-Karte oder Bezahlapps aus dem Weg gehen.

yb/mid

(AFP)