Cosma Shiva Hagen: Ich habe das Leben früh gelernt
Die Schauspielerin Cosma Shiva Hagen beweist im ZDF, dass sie nicht nur die geheimnisvolle Schöne spielen kann, sondern auch die hemdsärmelige Bäuerin.
Hamburg. Ein Satz, fünf Worte: "Bist du auch so allein?" Cosma Shiva Hagen ist 15 Jahre alt und hat ihre erste Rolle in dem Film "Crash-Kids", eine winzige, nur ein Satz. Doch ihr Auftritt bleibt in Erinnerung. Tiefbraune Augen, Erdbeermund, leicht rauchige Stimme - Cosma Shiva passt perfekt in die Rolle der Lolita. Rasch folgen größere Rollen, wie in dem Fernseh-Mehrteiler "Der Laden" oder der Kino-Komödie "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit".
Heute ist sie 28, heute spielt sie meist Vamps oder geheimnisvolle Schönheiten. Sie wird verehrt und begehrt. Die Leser der Illustrierten "Bunte" haben sie vor einem Jahr zur attraktivsten Deutschen gewählt. Das sei eine zufällige Wahl, und "nur weil die das behaupten, muss es nicht stimmen", sagt die Prämierte. In Gummistiefeln, mit Mistgabel und verschmierten Händen kann man sie sich trotzdem nur schwer vorstellen. Wahrscheinlich macht das für Cosma Shiva Hagen gerade den Reiz aus, wenn sie heute in der neuen Folge des ZDF-Krimis "Lutter" als Natascha mit ihrem Freund einen Bio-Bauernhof aufziehen will. Immer nur typisch weibliche Rollen zu spielen, sei ihr zu langweilig, sagt sie.
Und überhaupt: "Roter Teppich, viele Blabla-Gespräche mit der Presse - ich weiß nicht, ob ich in zehn Jahren davon endgültig die Schnauze voll habe." Auf Starkult reagiert sie allergisch. Lieber zieht sie sich zurück in ihre Hamburger Wohnung. "Ich brauche die Einsamkeit, um zwischendurch wieder bei mir anzukommen. Dann gucke ich Dokumentationen, mache Sport, meditiere, schreibe, räume auf. Wenn ich mich zu Hause aufhalte, nimmt eine schlechte Stimmung meist eine gute Kurve."
Die Schauspielerei allein ist der Tochter der schrillen Rocksängerin Nina Hagen sowieso nicht genug. Sie kämpft gegen Landminen, gegen Hunger und Not, für Bildung in Afrika. Und Mitte dieses Jahres hat sie sich einen Traum erfüllt: In Hamburg, wo sie seit 15 Jahren lebt, hat sie eine Kneipe eröffnet, die "Scheinbar". Interviews gibt sie nur selten. Sie macht sich rar in der Öffentlichkeit, und ihr Privatleben hält sie streng geheim, ganz anders als ihre Mutter.
Als Kind zieht sie mit ihr um die Welt, lebt in London, Paris, Berlin, Ibiza. Anthony Kiedis, Sänger der Red Hot Chili Peppers, füttert sie mit Brei. Bei David Bowie sitzt sie auf dem Schoß. "Klingt gut, aber ich kann mich an nichts davon erinnern", sagt sie nur. Wichtiger war ihr etwas anderes: "Ich habe sehr früh angefangen, meinen eigenen Weg zu gehen. Ich bin als Punk aufgewachsen, habe viel gesehen, das Leben früh gelernt."
Doch irgendwann will sie Wurzeln schlagen: Als Zwölfjährige zieht sie zu ihrer Großmutter Eva-Maria nach Hamburg, sucht sich ein Internat nahe Lüneburg. Die Oma besorgt ihr auch die ersten Castings. Dann läuft es, auch ohne Ausbildung.
Ob es ihr Traumjob ist? "Als Schauspielerin fühle ich mich oft wie eine Marionette von und für Regisseure. Nicht so, als würde ich was Eigenes machen. Ich habe zwar bei jeder Rolle alles gegeben, aber immer das Gefühl gehabt, dass ich das nicht ewig machen kann."
ZDF, Sa. 20.15 Uhr: "Lutter"