„Costa“-Unglückskapitän Schettino auf dem Schiffswrack
Giglio (dpa) - Der Unglückskapitän der havarierten „Costa Concordia“ ist für eine Besichtigung erstmals an Bord des Schiffs zurückgekehrt. Mehr als zwei Jahre nach der Havarie vor Giglio bestieg Francesco Schettino das Wrack des Schiffes, das er in der Unglücksnacht im Januar 2012 zurückgelassen hatte.
Bedrängt von Medien war der entlassene Kapitän zu dem Ortstermin auf dem Schiff gekommen, bei dem vor allem der Notfallgenerator und die Aufzüge des Kreuzfahrtschiffes in Augenschein genommen wurden.
„Ich habe mich hier offen gezeigt, ich stehe vor Gericht“, sagte Schettino (53) nach der Besichtigung. Zu dem Ortstermin dürfe er nichts sagen. Er hoffe aber, dass das Wrack so schnell wie möglich weggeschafft werde. Schettino beklagte, man habe ihn auf dem Weg zum Schiff, das wieder aufgerichtet nahe am Hafen von Giglio liegt, aggressiv behandelt, wie der TV-News-Sender Sky TG24 berichtete.
Schettino muss sich vor einem Gericht im toskanischen Grosseto wegen der Havarie verantworten. Dort hatten seine Anwälte beantragt, dass er mit Richtern, Staatsanwälten, Verteidigern und Gutachtern den Ort des Geschehens besichtigen dürfe. Das Gericht gab dem statt.
„Ich bin kein Schwächling, ich will die Wahrheit“, hatte Schettino zuvor gesagt. Er ist angeklagt, das Schiff während der Evakuierung verlassen zu haben. „Er hätte in der Nacht aufs Schiff zurückkehren sollen, jetzt ist es zu spät“, kritisierten ihn Anwälte der Opfer.
Die „Costa Concordia“ war vor der italienischen Mittelmeer-Insel Giglio havariert und gekentert. 32 der mehr als 4000 Menschen an Bord kamen ums Leben. Schon Ende Januar hatte es einen Ortstermin gegeben. Das Wrack soll nach derzeitigem Stand Ende Juni abtransportiert sein.