Das Doppelleben des „Maskenmanns“

Am Montag beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder von drei Jungen. Gab es bei der Fahndung schwere Pannen?

Stade. Der „Maskenmann“ kam immer nachts. Er schlich sich in Kinderzimmer, Schullandheime, Zeltlager und vergriff sich an Jungen. Einige von ihnen entführte und tötete er. Gut 20 Jahre suchte die Polizei nach dem Phantom.

Im April bekam es schließlich ein Gesicht. Der Pädagoge Martin N. (40) muss sich von Montag an wegen dreifachen Mordes und sexuellen Missbrauchs vor Gericht verantworten.

Der Fall bekommt weitere Brisanz. Laut einem Bericht des Norddeutschen Rundfunks (NDR) soll es bei der Fahndung schwere Pannen gegeben haben. So berichtet der NDR heute Abend, dass in mindestens zwei Fällen Ermittlungsakten vernichtet worden seien — obwohl die entsprechenden Taten noch nicht verjährt waren. Auch seien Beweisstücke vernichtet worden.

Außerdem habe es die Polizei in Bremen abgelehnt, die Öffentlichkeit vor einem Vergewaltiger zu warnen. In einem Wohngebiet in Bremen seien innerhalb von zwei Jahren siebenmal Jungen missbraucht worden.

Die Kriminalpolizei in der Hansestadt habe auf eine öffentliche Warnung verzichtet — um „eine nicht zu verantwortende Verunsicherung in der Bevölkerung“ zu vermeiden, berichtet der NDR auf seiner Homepage.

Von Anfang der 90er Jahre bis 2001 schlug der Täter immer wieder zu. Drei Morde und mindestens 40 Missbrauchsfälle hat N. kurz nach seiner Festnahme in Hamburg gestanden.

Die Ermittler sind sich sicher: 1992 entführt er den 13-jährigen Stefan aus einem Internat in Scheßel und bringt ihn um. Sein nächstes Opfer, den achtjährigen Dennis R., holt er 1995 nachts aus einem Zeltlager bei Schleswig, 2001 dringt er schließlich in ein Schullandheim nahe Bremerhaven ein und erwürgt den neunjährigen Dennis K.

Dass es sich um einen Serientäter handelt, wird den Fahndern erst nach dem dritten Mord klar. Martin N. führt ein Doppelleben. Auf Nachbarn und Bekannte wirkt er freundlich, intelligent und zurückhaltend. Er kann gut mit Kindern, fährt als Betreuer auf Freizeiten, kümmert sich vier Jahre lang um ein Pflegekind.