Das dunkelbraune Helferlein
Vor 125 Jahren erfand Julius Maggi in der Schweiz die Flüssigwürze aus der markanten Flasche. Die einen mögen, andere hassen sie.
Kronberg. Sie verleiht seit 1886 nicht nur der Nudelsuppe Pfiff und war jahrzehntelang von kaum einem Küchentisch wegzudenken — die Maggi-Würze. Dunkles Fläschchen, rote Kappe, gelb-rotes Etikett. Ein, zwei Spritzer genügen für Suppen, Eintöpfe und viele andere Gerichte.
Zwar scheint die ganz große Zeit der Maggi-Würze vorbei — immerhin machen zahlreiche Fernsehköche und Kochschulen vor, wie modernes Würzen auch ohne Maggi funktioniert. Dennoch lässt es sich der Maggi-Konzern nicht nehmen, am Mittwoch den 125. Geburtstag der Suppenwürze zu feiern.
An der Maggi-Würze scheiden sich aber auch die Geister. Besser-Esser diskutieren, ob man das Würzmittel aus dem Küchenschrank verbannen sollte oder nicht. Kritiker bemängeln vor allem den „völlig unnötigen Mix aus Glutamaten, Salz, Aromen und Geschmacksverstärkern“. Bei Maggi sehe man Glutamat aber keineswegs in einem so negativen Licht, sagt Maggi-Geschäftsführer Andreas Peters.
Diskussionen um Geschmacksverstärker und künstliche Aromen halten viele Verbraucher nicht davon ab, der flüssigen Würze treu zu bleiben. Die Offenbacherin Ingrid Vonrhein (58) greift regelmäßig zum kleinen Helferlein. Sie erinnert sich: „Dieses braune Fläschchen begleitet mich seit meiner Kindheit.“ Zum Beispiel zu hartgekochten Eiern.
Die Freundinnen Sina Hummel (17) und Nathalie Fink (20) kommen bei der Würze nicht unbedingt auf einen Nenner. „Meine Oma schwört darauf. Ich würze leidenschaftlich gern Spinat damit“, sagt die 17-jährige Sina. Ihre Lieblingssuppe schmecke nur mit ein paar Maggi-Spritzern wirklich wie ihre Lieblingssuppe. Nathalie Fink hingegen findet, dass man auch mit natürlichen Gewürzen und etwas mehr Aufwand lecker kochen könne. Für sie kommt der Pepp eben nicht aus Flaschen.
Maggi-Geschäftsführer Peters meint, dass sich an der Beliebtheit der Maggi-Würze nichts geändert habe, räumt aber ein, dass die Bedeutung im Alltag nachgelassen habe. „Viele Fertigprodukte sind schon so stark gewürzt, dass man die Flüssigwürze nicht mehr braucht. Dennoch verkaufen wir 34 Millionen Flaschen pro Jahr.“ Schließlich gehöre die Maggi-Würze in die Küche wie eine Tube Senf.