TV-Ausblick „Das Ende der Nacht“: Spannung pur im Saarbrücken-„Tatort“

Saarbrücken · Im neuen „Tatort“ spielen dieses Mal die Frauen eine besondere Rolle. Doch einmal mehr werden die Kommissare Adam Schürk und Leo Hölzer von ihrer Vergangenheit eingeholt.

Nach dem nächtlichen Überfall auf einen Geldtransporter am Tatort (l-r): Hauptkommissarin Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer), Hauptkommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Hauptkommissar Adam Schürk (Daniel Sträßer)

Foto: Iris Maria Maurer/SR/ARD/dpa

Es gibt Krimis, die beginnen eher harmlos, nehmen Fahrt auf, steigern sich bis zum Höhepunkt und lösen sich mit dem Abschluss des Falles zugleich in Wohlgefallen auf. Beim „Ende der Nacht“, dem sechsten Fall des Saarbrücker „Tatorts“, (morgen um 20.15 Uhr, Das Erste), ist das anders. Da liegt die Spannung vom ersten Moment an in der Luft und verebbt nicht wirklich - bis zur allerletzten Minute.

Dabei ist es nicht nur die actiongeladene Handlung und die Suche nach den Tätern, die den Zuschauer in Atem hält. Es ist auch die emotionale Spannung, das Verhältnis zwischen der Verbrecher-Mutter und ihrer Tochter, die den Zuschauer mitnimmt. Und wie so oft im Leben geht es bei dieser Mischung aus Krimi und Thriller um die Frage nach Verantwortung und um Schuld.

Brutaler Überfall auf Geldtransporter

Im Fokus des vierköpfigen Ermittler-Teams mit Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) an der Spitze steht dieses Mal eine Frau: die schlaflose Hauptkommissarin Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer). Sie ist als Erste am Tatort, als bei einem brutalen Überfall auf einen Geldtransporter ein Wachmann getötet wird.

Die Tat scheint die Handschrift einer international gesuchten Verbrecherbande zu tragen. Wie gut, dass die frankophone Hauptkommissarin Esther Baumann (Brigitte Urhausen) ihre engen Kontakte zur französischen Polizei im Nachbarland aktivieren kann. Oder verfolgt das Team eine falsche Fährte und der überlebende Wachmann weiß doch mehr, als er zugibt? Pia gerät jedenfalls in Gefahr.

Einmal mehr werden die Kommissare und Freunde Hölzer und Schürk von ihrer Vergangenheit eingeholt. Einmal mehr stellt sich auch bei diesem Fall die Frage, wie weit man gehen darf als Ermittler. Wie loyal man seinen Kollegen gegenüber ist, und welche Konsequenzen das Handeln hat.

Immer wieder: Die Suche von Kindern nach Liebe

Und es gibt ein weiteres Thema, das sich bei den „Tatorten“ des Saarländischen Rundfunks wie ein roter Faden durchzieht: die Suche von Kindern nach Liebe und Bestätigung der Eltern. Langweilig? Ganz und gar nicht.

Denn Spannung allein über Action lässt sich über 90 Minuten ohnehin kaum aufrecht halten, meint auch Regisseurin Tini Tüllmann. „So etwas ist eigentlich unmöglich, ohne Emotionen anzudocken.“ Die horizontale Erzählweise und die unterschiedlichen Handlungsstränge hat sie nach dem Buch von Melanie Waelde („Die Kälte der Erde“) geschickt miteinander verwoben, ohne dass es gekünstelt wirkt.

Kommissarinnen mehr im Vordergrund

Als wohltuend empfand es die Regisseurin, dass in diesem Fall aus dem Saarland endlich einmal die weiblichen Kommissare in den Vordergrund gerückt wurden. „Das war für mich speziell schön“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Dass man immer denkt, es gäbe nur die zwei Jungs, stimmt ja nicht.“ Ihrer Ansicht nach sollte eigentlich jeder Fall immer mit einem Fokus auf zweien der vier Ermittler liegen - „und das durchwechseln“.

Adam Schürk und seine Kollegin Pia Heinrich sind sich jedenfalls in dieser Folge ungewöhnlich nah. Wie zwei einsame Cowboys, die heimatlos durch die Nacht und ihr Leben ziehen - und aneinander Halt finden. Oder wie es Schauspieler Daniel Sträßer beschreibt: „Hier treffen sich zwei sehr verlorene Seelen in ihrem Lost-Sein - und sie können sich auf eine sehr schöne Art und Weise auffangen.“

Parallelen als Verbrecher-Kinder

Die Tatsache, dass Schürk dasselbe Schicksal teilt wie eine der Verdächtigen - nämlich Kind eines oder einer Kriminellen zu sein - und sich beide auf ihre Art alleingelassen fühlen, sorgt für einen zusätzlichen Reiz. Dabei brillant in ihren Rollen: Lena Urzendowsky als Carla Radek und Sabine Timoteo als ihre Mutter Beatrice Radek.

Und mehr und mehr ahnt man: Ganz gleich, welchen „Rucksack“ man von seinen Eltern mitbekommen hat, mit welcher Schuld man leben oder welches Trauma man verarbeiten muss: Letztendlich kommt es immer darauf an, was man daraus macht. Oder, wie Adam Schürk zu der Verdächtigen Carla sagt: „Es ist deine Entscheidung. Alles, was du tust, entscheidest nur du.“

Doch am Ende bleibt - und dieses Mal besonders - das Problem wie bei allen Saarbrücker „Tatorten“: Dass man ein Jahr warten muss, um zu erfahren, wie es weitergeht.

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(dpa)