Katholikentag Das Kreuz mit dem Kreuz ist Thema beim Katholikentag in Münster
Der deutsche Katholikentag erlebt so großen Zuspruch wie seit 1990 nicht mehr. Die Kreuzdebatte schwappt dennoch aus den bayerischen Gefilden ins ferne Münsterland.
Münster. Über zu wenige Kreuze im öffentlichen Raum kann Münster im Augenblick nicht klagen. Auf der Grünfläche an der Engelenschanze sind sie im Dutzend aufgestellt und zwar bunt bemalt - Katholikentagsflair im Vorbeiradeln. Mit allzu viel Widerstand gegen das christliche Symbol ist in diesen Tagen auch nicht zu rechnen. Die Katholiken haben zwar auch in der einst katholischen Hochburg inzwischen die 50-Prozent-Grenze unterschritten. Aber mit 50.000 Dauerteilnehmern und erwarteten 20.000 Tagesgästen bis Sonntag sorgt der Katholikentag 2018 derzeit für optische Mehrheitsverhältnisse im Straßenbild. So attraktiv war das Laientreffen seit Berlin 1990 nicht mehr.
Die Kreuzdebatte schwappt dennoch aus den bayerischen Gefilden ins ferne Münsterland. Der protestantische Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier positionierte sich schon bei der Eröffnung am Mittwochabend eindeutig: „Der Staat hat die Religion nicht zu bevormunden, er hat sie nicht in den Dienst zu nehmen, und er darf sie insbesondere nicht zum Instrument von Politik machen.“ Natürlich seien christliche Symbole im öffentlichen Raum selbstverständlich. „Aber wir wissen auch: Was sonntags in den Gottesdiensten fehlt, das kann das Kreuz im Behördeneingang nicht füllen.“
Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), das den Katholikentag ausrichtet, mag die Debatte am liebsten gar nicht mehr fortführen. „Lassen Sie uns über das Kreuz mal diskutieren, wenn die Landtagswahlen in Bayern vorbei sind“, sagte er am Mittwochabend beim Katholikenempfang der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er freue sich über jedes Kreuz im öffentlichen Raum. Eine Instrumentalisierung des christlichen Symbols für den Wahlkampf lehne er aber ab.
Diese Instrumentalisierung mögen nun mehr als 20 katholische und evangelische Theologieprofessoren in Bayern überhaupt nicht erkennen. In einer Erklärung passend zum Katholikentag stellten sie sich hinter den Beschluss der bayerischen Landesregierung, Kreuze in allen öffentlichen Gebäuden des Landes anzuordnen. „Dem Vorwurf, hier werde unsere Religion instrumentalisiert, halten wir entgegen, dass der Einsatz von Symbolen ein legitimes Mittel demokratischer Politik ist.“
Ob wohl auch Horst Seehofer etwas zur Kreuzdebatte beigetragen hätte beim Podium „Integriert Euch! Wer eigentlich? Und wohin?“ am Donnerstagnachmittag in der Halle Münsterland? Die Frage wird unbeantwortet bleiben. Der Bundesinnenminister hat die Teilnahme am Katholikentag abgesagt. Offfizielle Begründung: Anreiseprobleme. Sein Ersatz: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.