Das Sandwich wird 250: Ein Butterbrot mit Geschichte

Das Sandwich feiert am Wochenende den 250. Geburtstag. Gefeiert wird vor allem in dem Dorf, das ihm den Namen gab.

Sandwich. Happy Birthday, leckeres Butterbrot! 250 Jahre ist es her, dass sich der vielbeschäftigte Graf von Sandwich sein Roastbeef zwischen warmen Brotscheiben servieren ließ. Seitdem haben die aristokratischen Häppchen die Welt erobert.

Das kleine Dorf Sandwich, das der dekorierten Stulle seinen Namen gab, trägt seinen Ruhm mit einer Prise Selbstironie und lässt am Wochenende eine Party steigen.

Orlando Montagu hebt den heißen Deckel seines Brötchens an. „Ich weiß nicht, wie Sie Ihr Schinken-Tomaten-Brot bevorzugen“, sagt der Aristokrat, „aber für mich gehört da Ketchup drauf.“ Wir sitzen mit dem Junior-Graf von Sandwich im „Earl von Sandwich-Shop“ in London und essen ein Sandwich. Also her mit dem Ketchup!

Denn wenn Montagu das so macht, dann ist es quasi kulinarisches Gesetz. Sein Vorfahr John hatte vor 250 Jahren, genau wie Orlando heute, beide Hände voll zu tun. Und mit einem Klappbrot konnte er weiter arbeiten — und zwar ohne fettige Finger.

Seine noblen Zeitgenossen fanden die Idee so genial, dass sie ihr Essen genauso anrichten ließen „wie Sandwich“. So kam das belegte Brot zu seinem Namen und seiner Karriere.

Drei Milliarden Schnittchen haben die Briten 2011 gekauft — am häufigsten belegt mit Hühnchen, gefolgt vom Klassiker „Eier und Kresse“. Aus der Stulle ist eine ganze Industrie gewachsen. Und das kleine Dorf in Kent mit dem berühmten Namen plant für dieses Wochenende, wenn das Klappbrot 250 Jahre alt wird, sogar eine Party.

Ein Höhepunkt wird die Kür des „Sandwiches von Sandwich“, eine Gourmet-Kreation, die dem kulinarischen Weltruhm gerecht werden soll.

Dass das Sandwich trotz seines hohen Alters unsterblich ist, bereitet Party-Organisatorin Mandy Wilkins größtes Vergnügen. Denn wer Appetit mitbringt, kann sich in dem Ort noch immer durch die verschiedenen Epochen der Kultspeise essen. Ob Schinken und Senf, Käse und Gurke oder Eiersalat mit Kresse — als Kneipenklassiker hat das Sandwich weiter überdauert, bis Fast-Food-Stuben es in den Achtzigern als Lunch-Zehrung entdeckten.

Seitdem wird das Klappbrot aus Kent rund um den Globus weiterentwickelt. In Sandwich will man sich am Wochenende deshalb auch der ärgsten Konkurrenz stellen und hat einen Baguette-gegen-Sandwich-Wettbewerb ausgerufen.

Die französische Partnerstadt Honfleur schickt seine Bürger zum großen Butterbrot-Duell über den Ärmelkanal. Selbstverständlich ist das nicht: 1457 waren 4000 Franzosen plündernd und mordend über Sandwich hergefallen. Wegen der vielen Toten trägt der Stadtvorsitzende bei Zeremonien noch heute eine schwarze Robe.

Da hat das geplante Klappbrot-Turnier eine geradezu diplomatische Rolle! Auf solche Ideen kann man natürlich nur kommen, wenn man in einem Ort namens Sandwich wohnt, der Nachbarort „Schinken“ heißt und der Dorfarzt seine Praxis in der Gasse „Zur Schlachterei“ öffnet. Ohne Wortwitz geht in Sandwich eben gar nichts. John Montagu könnte 250 Jahre nach seiner Speisen-Revolution stolz auf Sandwich sein.