Das schmutzige Geschäft der Welpenmafia

Tierschutz warnt vor dem Handel mit billigen Hundebabys im Internet.

Dortmund. Flauschig und mit treuem Welpenblick — noch dazu reinrassig mit Impfpapieren: Das Inserat im Internet mit dem zum Verlieben niedlich dreinschauenden Hundebaby passt so gar nicht zu den Bildern, die Tierschützer zeichnen, wenn sie vor den dubiosen Geschäften der „Welpenmafia“ warnen.

„Was wie eine Anzeige einer privaten Zucht aussieht, führt dann zu einem Parkplatz“, sagt Martina Stephany von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Im Kofferraum würden Dutzende Hundewelpen zum Verkauf angeboten. Sie stammten nicht selten von bandenmäßig organisierten Händlern aus Osteuropa.

Dort würden sie oft in viel zu kleinen, unhygienischen Verschlägen „massenweise produziert“, sagt Stephany. Dabei werden sie den Beobachtungen der Tierschützer zufolge häufig viel zu früh von ihrer Mutter getrennt. Spätere Verhaltensauffälligkeiten können die Folge sein.

„Den süßen Welpen sehen sie nicht an, dass sie später einmal aggressiv gegen Familienmitglieder werden können“, sagt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). Vier Pfoten und der VDH sind gemeinsam mit weiteren Tierschutzorganisationen Partner der Kampagne „Wühltischwelpen, nein danke“.

Was Züchtern, Tierärzten und Hundeliebhabern ebenso Sorge bereitet: Eine Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Welpenhandel unter mehr als 300 Hundebesitzern hat ergeben, dass rund die Hälfte der zum Spottpreis angebotenen Hündchen so krank ist, dass sie von einem Tierarzt behandelt werden müssen.

So wird aus dem Billighund plötzlich ein echter Kostenfaktor, der einige Spontankäufer überfordert: Behandlungskosten bis 2500 Euro sind laut VDH keine Seltenheit. „Veterinäre, die uns beraten, befürchten außerdem die Rückkehr von gefährlichen Krankheiten wie Staupe und Tollwut“, sagt Martina Stephany.

„Wir müssen weg von dieser Schnäppchen-Mentalität“, fordert Udo Kopernik vom Hundeverband VDH. Farbe oder Promi-Faktor zählten für viele Hundekäufer mehr als die Frage, ob der Hund zum Halter passe.

„Einen seriösen Züchter erkennen sie auch daran, dass er sie mit Fragen löchert“, sagt Kopernik. Der sorge sich auch immer darum, dass sein Hund in die richtigen Hände komme.

„Es ist ein wachsender Markt. Und es ist ein Millionengeschäft“, sagt Stephany von Vier Pfoten. „Deshalb fordern wir eine europaweite Registrierungspflicht.“ In der Intransparenz gedeihe das Geschäft mit dem flauschigen Nachwuchs bestens.

Wären Hunde mit einem Chip ausgestattet, so Stephany, der Herkunft und Impfstatus speichert, wäre es leichter, die Aufzuchtbedingungen zu kontrollieren und illegalen Machenschaften einen Riegel vorzuschieben.