„Das war wie auf der Titanic“

„Pommes-Baron“ Peter Honvehlmann aus Oer-Erkenschwick berichtet vom Schiffsunglück.

Giglio/Oer-Erkenschwick/Solingen. Es war die erste Kreuzfahrt des „Pommes-Barons“ aus Oer-Erkenschwick in Nordrhein-Westfalen — „und sicherlich auch die letzte“. Imbiss-Betreiber Peter Honvehlmann ist noch hörbar aufgewühlt, als er nach seiner Rettung von Bord der verunglückten „Costa Concordia“ mit der Nachrichtenagentur dpa telefoniert. Unversehrt war der 39-jährige Geschäftsmann zusammen mit seiner Frau Teixma gleich zu Beginn der Evakuierung von Bord gebracht worden.

„Wir sind jetzt gerade im Hafenbereich von der Insel Giglio. Wir sind vorhin auf Grund gelaufen mit der ,Costa Concordia’“, berichtet er. „Es ging ein Ruck durch das Schiff“, sagt Honvehlmann, als die „Costa Concordia“ gegen 22 Uhr auf Grund lief. „Innerhalb kürzester Zeit bekam es eine Schräglage, so dass die Vasen von den Tischen fielen, von den Tresen fiel alles runter, (. . .) einige Leute stolperten von den Treppen runter. Ohne Quatsch — so ähnlich wie im Film ,Titanic’, man hat es nicht geglaubt.“

„Als das Schiff die erste Schräglage kriegte, sind einige Leute umgefallen, die sind sicherlich verletzt“, vermutet Honvehlmann. Es seien viele ältere Passagiere an Bord gewesen. „Der ein oder andere wird sicher Panik gehabt haben.“ Er habe aber nicht gesehen, dass jemand von Bord gesprungen sei.

„Dann bin ich mit meiner Frau aufs Zimmer gegangen. Wir haben uns erstmal wärmere Sachen angezogen, das Nötigste genommen und dann Rettungsweste an und erstmal nach oben, mal schauen, was da los ist.“ Zunächst seien die Passagiere von einem technischen Defekt unterrichtet worden, sagt Honvehlmann. Die Mannschaft habe versucht, die Leute zu beruhigen. „Dann trieb das Schiff immer mehr auf die Küste zu.“

Die Lage sei anfangs chaotisch gewesen. „Das Schiff hat natürlich Schlagseite gehabt zur Beifahrerseite, sag’ ich jetzt mal. Und die Leute standen auf der Fahrerseite und wollten in die Rettungsboote rein. Da sag’ ich zu meiner Frau, lass uns mal auf die andere Seite gehen, da kommen die Rettungsboote wenigstens ins Wasser und werden nicht aufs Deck gedrückt. Und genauso war es dann auch. Und so sind wir als einige der ersten von Bord gekommen.“ In den Booten hätten die Leute relativ ruhig gesessen. „Das war die erste Kreuzfahrt in meinem Leben und sicherlich auch die letzte, sowas geht ja gar nicht. Da rechnet ja nun kein Mensch mit.“

Honvehlmann berichtet auch von der Unterstützung, die den Menschen nach der Rettung im Hafen zuteil wurde. „Leute von hier haben uns Decken gegeben, was zu trinken und einen Jogginganzug, dass es nicht so kalt ist. Das ist schon mal sehr gut.“

An Bord der „Costa Concordia“ war auch ein Urlauber-Paar aus Solingen. Natascha Kohl (26) und Oliver Tank (24) verbrachten die Nacht nach ihrer Rettung auf einer Insel. Am Sonntag kamen sie in Solingen an.