Schwierige Bergungsarbeiten nach Zugunglück in Nordfriesland

Bargum (dpa) - Nach dem schweren Zugunglück in Nordfriesland mit einem Toten und zwei Verletzten haben die Einsatzkräfte am Wochenende den Zug unter schwierigen Bedingungen geborgen. Der matschige Untergrund rings um die Unfallstelle erschwerte die Arbeiten.

Am Sonntag gab es aber auch gute Nachrichten von der Unglücksstelle: Unter dem zuletzt verbliebenen entgleisten Waggon lagen, anders zwischenzeitlich befürchtet, keine weiteren Opfer. Die Strecke soll ab Montag wieder auf einem Gleis befahrbar sein. Die Polizei ermittelt unterdessen gegen den Halter der Rinder.

Es war ein verstörendes Bild, das sich den Rettungskräften nach dem schweren Zugunglück bei Bargum bot: Entgleiste Waggons, Wrackteile und blutige Rinderkadaver lagen auf der Zugstrecke zwischen Sylt und Husum verteilt. Ein Zug der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) war dort am Freitag in eine Viehherde gerast. Bei dem Aufprall kam ein 38 Jahre alter Fahrgast ums Leben, der Lokführer und sein Gehilfe wurden leicht verletzt.

Fast unaufhörlich waren die Rettungskräfte am Wochenende mit der Bergung der Wracks beschäftigt. Die Nebenstraße, die parallel zu den Gleisen verläuft, war jedoch so aufgeweicht, dass sie für die Belastung mit 100-Tonnen-Kränen mit Kies aufgefüllt und verbreitert werden musste. Die Rettungskräfte trennten am Samstag zunächst den verunglückten Waggon vom intakten Wagenpark. Am Sonntag sollte dann der entgleiste Steuerwagen auf der Nebenstraße umgestellt und schließlich ebenfalls abtransportiert werden.

Doch an Normalität war auch zwei Tage nach der Kollision noch nicht wieder zu denken: Die Strecke war zunächst bis Sonntagmittag komplett gesperrt. Von Montag an sollen dann auf dem zweiten Gleis Züge im Schritttempo an der Unfallstelle vorbeifahren können, sagte ein NOB-Sprecher. Alle Pendlerzüge von Westerland nach Hamburg und umgekehrt sollten dann aber wieder planmäßig fahren. Allerdings könne es am Montag noch zu Verspätungen kommen, der Schienenersatzverkehr durch Busse sei aber nicht mehr nötig.

Durch die Wucht des Aufpralls wurden die Bahnschienen auf rund 350 Metern verbogen. Die Deutsche Bahn muss nun das komplette Gleisbett auf dem Abschnitt erneuern, sagte Schwartz.

In der Zwischenzeit konnte auch der Halter der Rinder ermittelt worden. Der Mann, der aus der Region stamme, sei aber bislang noch nicht zu dem Vorfall befragt worden, sagte der Sprecher der Bundespolizei. Die Staatsanwaltschaft müsse nun prüfen, ob er strafrechtlich belangt werden könne, etwa wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr oder sogar wegen eines fahrlässigen Tötungsdelikts. Zudem drohe dem Tierhalter eventuell ein zivilrechtliches Verfahren. „Die gesamten Kosten könnten dann auf ihn zukommen“, sagte der Sprecher.

Das Zugunternehmen zeigte indes sich tief betroffen. „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NOB sind erschüttert über diesen Unfall und möchten den Angehörigen des Opfers ihr tief empfundenes Beileid bekunden“, schrieb Geschäftsführerin Martina Sandow in einer Mitteilung. Sie wolle so schnell wie möglich mit den Angehörigen des Todesopfers und den Verletzten Kontakt aufnehmen und die Hilfe der NOB anbieten.

Erst im März vergangenen Jahres waren zwei Personenzüge in Niebüll nur knapp einem Frontalzusammenstoß entgangen. Ein aufmerksamer Bahnmitarbeiter hatte im letzten Moment ein Haltesignal auf Rot gesetzt und damit das Unglück verhindert. Die Züge kamen in etwa 100 Metern Abstand zum Stehen. Verletzt wurde damals niemand.