David Bowie ist mit 65 auf der Erde gelandet

London (dpa) - Mit 65 Jahren hat sich David Bowie der Blockflöte verschrieben. Zumindest verweist er in seiner aktuellen Weihnachtsbotschaft auf seine Vorliebe für das Instrument.

Ein vier Stunden dauerndes „Requiem für einen lachenden Gnom“ hat er damit komponiert, einzelne Töne auf der Flöte vermischt mit Fußklopfern. Vom Publikum kommen verzweifelte Hilferufe, er solle doch bitte, bitte aufhören.

Selbstverständlich hat der Popstar dieses Video nur als Scherz für eine britische Hilfsorganisation zu Weihnachten aufgenommen, und das auch schon vor einigen Jahren. Doch völlig verändert ist er im Vergleich zu seinen Hochzeiten in den 1970er und 80er Jahren trotzdem. Alternder Rockstar sein, der immer noch so auftritt wie vor 30 Jahren, das will er auf keinen Fall. Er konzentriert sich kurz vor seinem 65. Geburtstag an diesem Sonntag (8. Januar) vor allem auf seine Familie. Musikalisch geht es recht ruhig zu.

„Irgendwann kommen Sie im Leben an einen Punkt, wo Sie erkennen, dass es vielleicht drei oder vier Dinge gibt, die wichtig sind“, sagte er schon vor einigen Jahren in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“. Kurz zuvor war seine Tochter zur Welt gekommen, sein erstes Kind mit seiner zweiten Ehefrau, dem somalischen Model Iman. „Je älter Sie werden, desto weniger Fragen sind es, die Sie beschäftigen. Unglücklicherweise sind es Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Der Tod ist eine von ihnen.“

Seine bislang letzte Platte, „Reality“ (2003), markierte für ihn denn auch einen Unterschied zum Vorgänger „Heathen“ (2002), wie er der Zeitung erklärte: „Im Gegensatz zu meiner letzten Platte erscheint "Reality" tatsächlich beinahe fröhlich. "Heathen" war zwar ruhig, aber die Atmosphäre hatte etwas Gestörtes, etwas Unbehagliches. "Reality" ist bodenständiger und gesetzter, es reflektiert zwar auch negative Dinge, aber ich habe versucht, die bedrückenden Texte mit optimistischeren Melodien aufzufangen.“

Unbehaglich, gestört, seltsam, aber gleichzeitig total faszinierend - so lässt sich wohl ein großer Teil der Arbeit zusammenfassen, für die der Brite berühmt geworden ist. In den 1970er Jahren sorgte er als androgyner, stets in andere Rollen schlüpfender Ausnahmemusiker für Furore. Er schien Musiktrends vorauszusehen oder aber machte einfach sein eigenes Ding.

Die Figur Major Tom und das Album „Space Oddity“ verschafften ihm 1969 Weltruhm, es folgten mittlerweile zu Kultalben avancierte Popgeschichten wie „The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars“. „Heroes“ von 1977 schrieb er, während er in Berlin lebte. In den 1980er Jahren hatte er dann massentaugliche Hits wie „Let's Dance“. Auch als Maler und Schauspieler versuchte sich Bowie - ein Gesamtkunstwerk eben.

Sein Einfluss ist auch heute kaum zu unterschätzen, wenn etwa Lady Gaga Bowies Verwandlungen und Hang zum Futurismus imitiert. Ständige charakterliche, gesellschaftliche und äußerliche Persönlichkeitswechsel - Bowie hat sie kultiviert. Seine Charaktere seien sich aber auch in einem ähnlich, sagte er einmal: „Vielleicht in dem Gefühl von Isolation. Die allgemeine menschliche Isolation ist eins der großen Themen, das sich durch mein ganzes Werk zieht.“

Allein ist das einst von Drogensucht geplagte Multitalent schon lange nicht mehr. Bowie lebt in New York und sieht seine jetzige Rolle vor allem als Familienvater. Texten, das sei ihm mittlerweile wichtiger geworden als die Inszenierung. Grund dafür sei auch seine kleine Tochter, verriet er der Zeitung „Die Welt“. „Sonst habe ich bald ein kleines Mädchen, das mir Fragen stellt: "Warum hast du so etwas gerade kurz nach meiner Geburt geschrieben? Herzlichen Dank." Ich möchte vor allem ein verantwortungsbewusster Vater sein.“