David Garrett startet Deutschlandtour
Hamburg (dpa) - Für ein Foto hält Stargeiger David Garrett die Raubkopien in die Kamera. Das Bild, das er im vergangenen Jahr in Thailand gemacht hat, ist am Donnerstagabend riesengroß auf der Leinwand in der Hamburger O2 World zu sehen.
„Im Gegensatz zu meiner Plattenfirma habe ich mich sehr gefreut, es auf den Schwarzmarkt in Bangkok geschafft zu haben“, scherzt der 31-Jährige. Überrascht dürfte ihn der Fund nicht wirklich haben: Der Violinist hat es in den vergangenen Jahren vom „Wunderkind“ zum gefeierten Rockstar der Klassik geschafft und füllt regelmäßig die größten Hallen - wie auch zum Deutschlandauftakt seiner neuen Tour.
Rund 11 000 Fans bejubelten den Deutsch-Amerikaner beim Start seiner „Rock Anthems“-Reise in Hamburg. Die Halle ist wieder mal ausverkauft, das nächste Zusatzkonzert in der Hansestadt bereits geplant. Der Mann mit den langen blonden Haaren und dem Dreitagbart, dem Titel wie „Frauenschwarm“ und „schönster Geiger der Welt“ anhaften, brilliert seit rund fünf Jahren mit seinen Crossover-Projekten. Auch wenn manche Klassik-Liebhaber seinen Genremix bedauern, den Geschmack vieler Fans hat er damit getroffen. Vor allem lockt der einst als „schnellster Geiger“ ins Guinness-Rekordebuch eingetragene Musiker auch viele junge Leute an.
Auf Rebellen-Image und Rocksounds zu Geigenklängen setzt er nun auch wieder im neuen Programm. Mit den Musikern seiner Band und der Neuen Philharmonie Frankfurt bringt der Virtuose Hits von Coldplay, Guns N'Roses, Nirvana, Led Zeppelin, Bon Jovi, Billy Joel und den Beatles auf die Bühne, verzichtet aber auch nicht auf klassische Stücke etwa von Beethoven und den „Säbeltanz“ von Chatschaturjan. In der Vergangenheit habe er R'n'B ein bisschen vernachlässigt, erzählt er - und stimmt seine Version von Justin Timberlakes „Cry Me A River“ an. Den Song „Desperado“ der Eagles interpretiert er als Jazzversion. Musik aus Filmen wie „Fluch der Karibik“ und „Pulp Fiction“ gehören ebenso zum Repertoire.
„In den vergangenen Monaten habe ich intensiv an neuen Arrangements und Songs gearbeitet“, erzählt er. Das Album „Rock Anthems“ gibt es noch nicht, das soll erst in den nächsten Monaten erscheinen. Dafür liefert Garrett nun erst einmal eine Bühnenshow, die den Stargeiger mit spektakulären visuellen Effekten und wohldosierter Pyrotechnik in Szene setzt. Mal werden Tintenkleckse zu Beethoven wild auf der Leinwand verstreut - Garrett hatte zuvor erzählt, wie er als Kind mit einem offenen Füllfederhalter dirigiert und dabei das Wohnzimmer der Eltern dementsprechend „dekoriert“ habe.
Anekdoten erzählt der in Aachen geborene und in New York lebende Musiker so einige, etwa übers Abschleppen des Autos vor seinem Lieblingsitaliener in Manhattan, die Zeiten als Kind mit Privatlehrern, Probleme beim Bedienen der Waschmaschine oder den Vorteil seiner Unordnung in Hotelzimmern („Sollte jemand etwas klauen wollen, denkt er doch, es ist zu spät, hier war schon jemand“).
Mal wird ein Fotoalbum aufgeblättert, das Kinderfotos von ihm, der schon als Achtjähriger mit weltbekannten Sinfonieorchestern und als 13-Jähriger an der Seite von Yehudi Menuhin auftrat, zeigt. Privates gibt er dennoch nicht wirklich preis: „David Garrett war zweimal verheiratet, hat fünf Kinder und eine schwedische Freundin“ erzählt er - über einen Namensvetter, der mal im Flugzeug neben ihm saß.