Den Zebrastreifen soll ein Licht aufgehen
Viele Überwege sind zu schlecht beleuchtet. Doch eine Nachrüstung kann teuer werden. Der Fachverband Fußverkehr fürchtet schon ein Sterben der seit 1952 gültigen Markierung.
Düsseldorf. Fußgängerüberweg werden sie nur von Bürokraten genannt. Der Volksmund sagt Zebrastreifen. Das klingt nach Afrika. Und nach Abenteuer. Und für Fußgänger kann der Versuch ja durchaus abenteuerlich sein, die andere Straßenseite zu erreichen — besonders, wenn die Beleuchtung schlecht ist. Doch die nötige Nachrüstung kann die Kommunen teuer zu stehen kommen.
Seit 1952 gibt es Zebrastreifen in Deutschland, seit 1964 haben Fußgänger dort Vorrang: Schon wenn die Absicht erkennbar ist, dass sie die Straße an dieser Stelle überqueren wollen, müssen die Autofahrer anhalten. Dann sollten die Fußgänger allerdings auch im Dunkeln gut zu sehen sein. „Vor 20 bis 30 Jahren war das noch kein Problem, als die Straßen gut ausgeleuchtet waren“, sagt Prof. Jürgen Gerlach, Leiter des Fachgebiets Straßenverkehrsplanung und -technik an der Bergischen Universität Wuppertal. Aber seit die Kommunen sparen müssen, wird es dunkler auf den Straßen.
Dabei ist die Anforderung an die Ausleuchtung der Zebrastreifen sogar gewachsen. Neue Vorschriften zur Straßenverkehrsordnung geben inzwischen auch den Straßenverkehrsbehörden eine Verantwortung für die Einhaltung der Beleuchtungsvorschriften — ausdrücklich auch bei bestehenden Altanlagen. Der Fachverband Fußverkehr Deutschland (FUSS) befürchtet schon ein Zebrastreifen-Sterben aus Kostengründen.
Eine Gefahr, die auch Prof. Gerlach sieht: „Ich kenne einen Fall, in dem eine NRW-Kommune drei bis vier neue Zebrastreifen einrichten wollte. Das ist dann aber an den Kosten für die Beleuchtung gescheitert.“ Denn nicht nur der Überweg selbst, sondern auch die sogenannte Adaptionsstrecke davor und dahinter muss so ausgeleuchtet sein, dass ein angemessener Übergang vom Dunklen zum Hellen erfolgt. „Wenn der Zebrastreifen kurz vor einer Kreuzung liegt, kann das schon mal 50- bis 70 000 Euro kosten“, sagt Gerlach.
In vielen Kommunen ist das Thema inzwischen auf der Tagesordnung. In Dortmund beispielsweise genügt weniger als die Hälfte der 200 Zebrastreifen im Stadtgebiet den Vorschriften. Jährlich ein Dutzend sollen nun nachgerüstet werden. Die Stadt Wuppertal ist dagegen aus dem Schneider: Schon 2011 wurden mit außerplanmäßig bereitgestellten Mitteln in Höhe von 151 000 Euro insgesamt 33 Überwege besser ausgeleuchtet. „Damit sind wir jetzt auf der sicheren Seite“, sagt Sprecherin Ulrike Schmidt-Keßler.
Einen ganz anderen Weg ist die Stadt Solingen gegangen. Dort wurden alle Zebrastreifen im Stadtgebiet schon Ende der 1970er Jahren entfernt, weil sie nicht mehr den damaligen gesetzlichen Regelungen entsprachen. Eine Nachrüstung war der Stadt zu teuer. Statt dessen setzte Solingen auf andere Querungshilfen, meist in Form von Mittelinseln. Inzwischen sind die Zebrastreifen aber dort wieder salonfähig geworden — vor allem an neuen Kreisverkehren.
In Krefeld, so Sprecher Manuel Kölker, gelten Zebrastreifen als „heikles Thema“ — aber nicht wegen der Kosten, sondern „weil sie nicht von jedem angenommen werden. Manche Fußgänger meinen, sie könnten die Straße auch ein paar Meter neben dem Zebrastreifen überqueren.“ Wo die Entscheidung aber dafür gefallen sei, spiele auch die Beleuchtung keine Rolle mehr.
Um die Zukunft von Zebrastreifen nicht zu gefährden, plädiert der Verein FUSS dafür, Abstriche beim Beleuchtungsniveau in Kauf zu nehmen. So weit will Verkehrsexperte Gerlach nicht gehen. „Ich würde differenzieren: Wo eine Altanlage seit Jahren unfallfrei ist, muss aus meiner Sicht nicht nachgerüstet werden. Aber eine Neuanlage sollte gut ausgeleuchtet sein.“
Zu der Einschätzung kommt auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im Zuge seiner Unfallforschung. Er nennt fünf Gestaltungsmerkmale für sichere Zebrastreifen: auffällige Beschilderung, gute Sichtverhältnisse zwischen Fußgängern und Autofahrern, Tempobegrenzung (maximal 50 Stundenkilometer), zusätzliche Beleuchtung und nur ein Fahrstreifen pro Richtung. Wenn nur eine der fünf Kriterien nicht eingehalten werde, wachse die Gefährdung der Fußgänger. „Deshalb sollte dann auf die Anlage von Zebrastreifen verzichtet werden“.
Für Prof. Gerlach ist noch ein anderes Kriterium entscheidend: „Zebrastreifen sollten innerhalb einer Kommune ein wiederkehrendes Element sein.“ Die Autofahrer sollten die Markierungen also gewöhnt sein.