Depardieu ist nach Promille-Unfall Führerschein los
Paris (dpa) - Hat der französische Schauspieler Gérard Depardieu seinen Alkoholkonsum noch im Griff? Nach der jüngsten Verurteilung wegen Trunkenheit am Steuer muss sich der weltbekannte Obelix-Darsteller diese Frage einmal mehr gefallen lassen.
Seit Jahren schon macht der 64-Jährige immer wieder im betrunkenen Zustand Schlagzeilen. Die Liste der Aussetzer reicht von Wutanfällen auf offener Straße bis zu Unfällen.
Der jüngste Zwischenfall bescherte ihm am Freitag sechs Monate Führerscheinentzug und 4000 Euro Geldstrafe. Der mehrere Weingüter und Restaurants besitzende Depardieu hatte dabei im Vergleich zu früheren Unfällen in den 90er Jahren Glück im Unglück. Bei einem Sturz mit 1,8 Promille Alkohol im Blut wurde er nicht verletzt.
Von Problembewusstsein ist bei dem schwergewichtigen Superstar allerdings seit Jahren kaum etwas zu spüren - zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Freizügig berichtet er in Interviews über seinen Alkoholkonsum. „Wenn man am Vorabend viel gegessen und getrunken hat, dann kann man am nächsten Morgen schon eine Flasche Champagner trinken...“, wird er beispielsweise von der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ zitiert. Der britischen BBC sagte er einst: „Ich glaube das Fruchtwasser meiner Mutter bestand aus Wein“. Er trinke vier bis sechs Flaschen am Tag.
Ablehnung seiner Landsleute wegen seiner Exzesse befürchtet er nicht. „Ich glaube, ich entspreche einem Bild, das die Franzosen mögen. Das eines Rebellen, der die Dinge durcheinanderwirbelt, der manchmal auch betrunken ist“, sagte er jüngst der Pariser Sonntagszeitung „Le Journal du Dimanche“. Wirklich kritische Berichterstattung gibt es wenig. „Heiliges Monster des französischen Films“ wird er in seiner Heimat ehrfürchtig genannt.
Zuletzt sorgte Depardieu für Aufsehen, weil er aus Protest gegen die seiner Meinung nach reichenfeindliche Politik von Frankreichs Präsident François Hollande die russische Staatsbürgerschaft annahm. Schon fast legendär ist der Pinkelvorfall in einem Flugzeug. Vor dem Start einer Air-France-Maschine hatte der raubeinige Darsteller unbedingt noch einmal auf die Toilette gehen wollen, was eine strenge Stewardess aber nicht zuließ. Da urinierte der Filmstar kurzerhand vor den Augen der anderen Passagiere in eine Flasche.
Wie viel Tragik hinter Ereignissen wie diesen steckt, ist unbekannt. Sicher ist, dass der Name Depardieu und der Alkohol schon seit Jahrzehnten verbunden sind. Bereits Gérards Vater, ein Schmied, war abhängig. Und auch Depardieus eigener, nur 37 Jahre altgewordener Sohn Guillaume, litt unter Alkohol- und Drogensucht.
Wirklich offen zu dem Problem äußerte sich der Schauspieler lediglich in dem 2004 erschienen Buch „Ich liebe das Leben, das Leben liebt mich“. Der Alkohol mache ihn „völlig alle“, berichtete er dem Autor. Er sei dann nicht mehr er selbst. Gleichzeitig bestätigte Depardieu, bereits eine Lebertransplantation hinter sich zu haben.
Der Karriere schadet der Alkoholkonsum offensichtlich kaum. Mit mehr als 100 Filmen wie „Cyrano de Bergerac“, der „Green Card“ oder „Mammuth“ gilt Depardieu bereits heute als einer der erfolgreichsten französischen Schauspieler aller Zeiten. Jüngst stand er in New York in einem Film über die Sex-Affäre des früheren IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn vor der Kamera. Derzeit ist er zu Dreharbeiten in seiner neuen Wahlheimat Russland.