Depardieu setzt Europa-Reise fort

Paris/Belgrad/Brüssel (dpa) - Gérard Depardieu blüht nach seinem Roller-Unfall mit 1,8 Promille ein Strafprozess, weil er in Paris einen Justiztermin verpasst hat.

Der 64-Jährige, der zuletzt mit seinem neuen russischen Pass viel Wirbel machte, erschien am Dienstag nicht wie vereinbart zu einer Anhörung für ein vereinfachtes Verfahren. Nun werde es innerhalb einiger Monate einen Termin vor einem Strafgericht geben, sagte Depardieus Anwalt Eric de Caumont.

Das Fehlen des Schauspielers begründete der Anwalt mit beruflichen Verpflichtungen im Ausland. Wegen eines neuen Filmprojekts, das in der zweiten Januarhälfte in New York starten solle, habe Depardieu am Dienstag „unbedingt“ an einem Treffen mit den Produzenten „in einem Balkanland“ teilnehmen müssen.

Tatsächlich wurde Depardieu in Montenegro gesichtet. In Begleitung von Kultusminister Branislav Micunovic habe er die alte Hauptstadt Cetinje besichtigt und sei dann per Hubschrauber in die Urlauberhochburg Budva gebracht worden, berichteten die örtlichen Medien. Am Abend stehe ein Treffen mit Regierungschef Milo Djukanovic in Podgorica auf dem Programm. Montenegros Regierung hatte Depardieu nach Medienberichten noch vor Russland einen Pass angeboten.

Depardieu hatte beantragt, den Termin am Dienstag erneut zu verschieben. Doch bereits im Dezember war eine Anhörung nicht zustande gekommen, weil der Schauspieler eine Verschiebung beantragt hatte. Diesmal hatte die Staatsanwaltschaft die Vertagung abgelehnt.

Bei dem damit gescheiterten vereinfachten Verfahren hätte die Staatsanwaltschaft eine mildere Strafe anbieten können, wenn der Star seine Schuld eingestanden hätte. Da Depardieu nicht erschienen ist, kommt es nun zu einem normalen Gerichtsverfahren.

Depardieu war Ende November mit 1,8 Promille in Paris mit seinem Roller gestürzt. In Frankreich sind maximal 0,5 Promille Alkohol im Blut erlaubt. Nach dem Unfall war Depardieu auch vorübergehend in Polizeigewahrsam. Der Filmstar blieb unverletzt, Dritte waren nicht beteiligt. Fahren unter Alkoholeinfluss kann in Frankreich mit Haft bis zu zwei Jahren und einer Geldstrafe von bis zu 4500 Euro geahndet werden. Schon 1998 war Depardieu nach einer Alkoholfahrt zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Der Schauspieler hatte zuletzt heftige Diskussionen in seiner Heimat ausgelöst: Im Zuge seiner Flucht vor der in Frankreich geplanten Reichensteuer in Höhe von 75 Prozent nahm er die russische Staatsbürgerschaft an. Russen müssen nur 13 Prozent Steuern zahlen. Im Sportkanal L'Equipe 21 sagte Depardieu zu seiner Nationalität: „Ich habe einen russischen Pass, aber ich bin Franzose.“

Zuvor hatte er sich in Belgien ein Haus gekauft, um der Steuer zu entgehen. Dies führte nun zu diplomatischen Verstimmungen. Sein Land habe keine einzige Maßnahme ergriffen, um Franzosen anzulocken, sagte der belgische Außenminister Didier Reynders am Dienstag.

Wenn sein Land in einem anderem Staat zum Sündenbock gemacht werde, müsse er als Außenamtschef reagieren, meinte der liberale Spitzenpolitiker laut Nachrichtenagentur Belga. Reynders zufolge stehen die Türen Belgiens für Ausländer offen, egal, ob sie einen „französischen, russischen oder anderen“ Pass hätten. In Belgien werden Vermögen weniger stark besteuert als in Frankreich.