Ausstellung „Der Berg ruft“ — im Gasometer in Oberhausen

Der Gasometer entführt den Besucher in seiner Ausstellung „Der Berg ruft“ mit spektakulären Fotos und einer riesigen Installation in die Bergwelt.

Foto: Kurz

Oberhausen. Wer die Berge sehen will, fährt nicht nach Oberhausen. Eigentlich. Ab Freitag lohnt es sich aber doch, genau zu diesem Zweck ins Ruhrgebiet zu reisen. Im Gasometer startet nämlich die Ausstellung „Der Berg ruft“. Entlehnt ist der Titel einem Zitat des schottisch-amerikanischen Naturforschers John Muir: „Die Berge rufen, und ich muss gehen.“

Foto: dpa

Eine Mahnung vorweg: Wer in die Oberhausener Bergwelt will, sollte sich auch auf alpines Klima einstellen und sich warm anziehen. Der 117 Meter hohe Gasometer ist kein geheiztes Museum, sondern ein lausig kaltes, düsteres und dennoch spektakuläres Ausstellungsgebäude. Doch was dort zu sehen ist, lässt einen schnell das Frieren vergessen.

"Der Berg ruft" in den Gasometer
17 Bilder

"Der Berg ruft" in den Gasometer

17 Bilder

Wie bei den bisherigen 14 Ausstellungen im Gasometer lassen 150 großformatige Fotos den Zuschauer in eine andere Welt eintauchen. Kurator Peter Pachnicke sagt es so: „Wir erzählen von wundervollen Orten, die seit jeher die Menschen fasziniert haben. Atemberaubende Bilder, die den Betrachter in Bann ziehen und einige der beeindruckendsten und erhabensten Lebensräume unseres Planeten sichtbar machen.“

Da ist ein bedrohlich wirkendes Bild des Nanga Parbat im Westhimalaya, das erahnen lässt, warum er für Bergsteiger als besonders gefährlich gilt. Oder ein Foto wie ein Gemälde aus dem „Tal der Götter“ im US-Bundesstaat Utah, wo zuckende Blitze die dortigen Tafelberge schaurig-schön ausleuchten. Ein anderes Bild zeigt die bunten Zelte im Basislager vor dem Mount Everest — vor bedrohlicher Felswand. Auch die Schattenseiten des Bergsteigertourismus werden thematisiert. In einer Vitrine ist Müll zu sehen (von Kochgeräten bis zu Taschenlampen) den ein erboster Reinhold Messner aus der Gipfelregion des Mount Everest mitbrachte.

Kunst und Wissenschaft treffen sich in dieser Ausstellung. Ästhetik wechselt sich mit Erklärendem ab. Da ist ein riesiger Stein zu sehen, der von einer Bergwiese in Berchtesgaden stammt. Warum darauf Korallenablagerungen zu finden sind, wird dem in seiner Gegenwart und ihren vermeintlichen Selbstverständlichkeiten Gefangenen so erläutert: Die Alpen, sie waren keineswegs schon immer da. Sie entstanden vor mehr als 150 Millionen Jahren, als die Erdplatten Europas und Afrikas aufeinander stießen. Der Meeresboden wurde zusammengestaucht und emporgehoben. Und so kamen die Korallen auf den Berg. Und schließlich nach Oberhausen.

Höhepunkt ist freilich wie bei jeder Schau das, was den 100 Meter hohen Luftraum des Gasometers füllt. Diesmal ist es eine monumentale Skulptur des Matterhorns (siehe Titelseite).

Nils Sparwasser vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, einer der Partner der 1,4 Millionen Euro teuren Ausstellung, erklärt, wie man das gemacht hat. Aus Satellitenbildern und aus Fotos, die von Forschungsflugzeugen aus aufgenommen wurden, hat man ein virtuelles Abbild des Matterhorns erstellt. Daraus entstand eine 3D-Animation, die mit Hilfe von 17 Projektoren auf eine mit Polyestergewebe überzogene Metallkonstruktion (17 Meter hoch, 30 Meter breit und 43 Meter tief) projiziert wird. Der Zuschauer erlebt über diese Projektion den Wandel der Tages- und Jahreszeiten auf dem Matterhorn. Im Liegen und aus einer Perspektive, wie kein Bergsteiger sie jemals hat.

Er blickt von unten auf die Bergspitze. Auf einen Berg, der hier nur knapp acht Tonnen schwer ist und über ihm zu schweben scheint. Dabei kann er an alles Mögliche denken. An die Information aus der unteren Etage der Ausstellung, wonach das Matterhorn mit 500 tödlich verunglückten Bergsteigern im vergangenen Jahrhundert einen traurigen Rekord hält. Oder er kann das Ganze auch als gigantisches changierendes Kunstwerk genießen und sich von der durch das Gasometer tönenden meditativen Musik von Samuel Aguilar in andere Sphären versetzen lassen.