Der Exilant: Milan Kundera
Milan Kundera, der am Dienstag 85 Jahre alt wird, hat wie kaum ein anderer Schriftsteller das Schicksal des Exilanten erlebt. Noch vor seinem Entschluss, nach der Niederschlagung des Prager Frühlings nach Frankreich auszuwandern, schrieb er seinem deutschen Übersetzer einen Brief.
„Er fragte, ob er von der tschechischen Sprache weggehen sollte“, erinnert sich Franz Peter Künzel. Er, Künzel, habe Kundera mit Nein geantwortet.
Da war Kundera, der 1975 dann doch nach Frankreich gehen sollte, auch im Westen schon bekannt. In der Erzählung „Der Scherz“ von 1967 legte er die Humorlosigkeit des real existierenden Sozialismus in seiner Heimat Tschechoslowakei offen.
Aber er lag auch mit seinen Überzeugungen daneben. Kunderas Lobesgedichte auf Stalin sind ebenso wenig vergessen wie sein Vorwurf des „moralischen Exhibitionismus“ an den Bürgerrechtler Vaclav Havel Ende 1968. Den Verlust der Heimat und das Gefühl des Emigranten, nicht mehr dazuzugehören, machte Kundera in „Die Unwissenheit“ (2001) zum Thema.
Die Widersprüche des eigenen Werdegangs erklärte Kundera so: „Ich bin am 1. April geboren — das hat seine metaphysische Bedeutung, es war zugleich ein schöner Tag und eine schöne Bescherung.“ dpa