Der Hamburger Brandstifter ist erst 13

Mitglied der Jugendfeuerwehr legte Feuer in Hamburg. Es starben drei Menschen.

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Hamburg. Als die Nachricht die Runde machte, dass ein Kind den tödlichen Brand in einer Flüchtlingsunterkunft gelegt haben soll, herrschte Entsetzen unter vielen Hamburgern.

„Der 13-Jährige wird seines Lebens nicht mehr froh, das ist eine Katastrophe für ihn und seine Familie“, sagte etwa Hansjürgen Menzel-Prachner, der am Samstag am Brandort stand.

Seine Gedanken waren aber vor allem bei der 33 Jahre alten Pakistanerin und ihren beiden sechs und sieben Jahre alten Söhnen, die am Mittwochabend in den giftigen Rauchschwaden ums Leben kamen: „Es überkommt einen große Trauer, dass es wieder Flüchtlinge getroffen hat.“

Nach dem verheerenden Brand befürchteten viele Hamburger, dass womöglich ein fremdenfeindliches Motiv hinter dem Feuer stecken könnte. Nun aber soll ein 13-Jähriger, der nicht strafmündig ist, für den verheerenden Brand verantwortlich sein.

Er gehört einer Jugendfeuerwehr an. Nach Angaben einer Polizeisprecherin brachte eine Anwohnerin die Ermittler auf die Spur. Sie habe beobachtet, wie der Junge kurz nach Ausbruch des Feuers in einer Jacke der Jugendfeuerwehr weglief und in einen Bus stieg.

Laut Polizei steckte der Junge Werbeprospekte an, durch dieses Zündeln an einem Kinderwagen im Hausflur geriet der Brand außer Kontrolle und sprang wohl auf einen Stromverteilerkasten über.

Polizeisprecherin Ulrike Sweden betonte, der Junge habe sich wahrscheinlich nichts dabei gedacht, und nun seien drei Menschen tot. „Es ist ausgeschlossen, dass es sich hierbei um einen fremdenfeindlichen Hintergrund handelt.“

Die zuständige Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie erklärte, das Kind habe keinesfalls das ihm unbekannte Haus anzünden wollen. Es habe sich um einen unvorhersehbaren und plötzlichen Impuls gehandelt, Papier anzuzünden.

„Die Folgen seines Handelns waren ihm nicht klar.“ Aufgabe der Klinik sei es nun, „den Jungen so zu behandeln, dass er trotz dieser Schuld weiterleben kann“. Die Gedanken der 650 Teilnehmer eines Trauermarschs, die am Samstagmittag schweigend vom S-Bahnhof Sternschanze zum Unglücksort im Stadtteil Altona ziehen, waren aber vor allem beim Ehemann und Vater der getöten Familie.

Der Trauerzug hielt vor dem abgeriegelten Gebäude, an dem die Spuren der Verwüstung deutlich sichtbar sind, inne.

Ein kleiner Junge stellte ein großes Bild hinter Dutzenden Tulpen- und Rosensträußen ab. „Gute Reise in den Himmel. Wir vermissen euch“, stand auf dem Plakat. Vor den Absperrgittern haben Bekannte und Freunde Grablichter, Blumen oder Spielzeuge niedergelegt. Andere ließen weiße Luftballons zum Gedenken an die Opfer aufsteigen.

Die Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Hamburg und Umgebung, Nebahat Güçlü, sagte: „Die Erleichterung, dass es kein fremdenfeindlicher Übergriff war, wiegt nicht viel, wenn Menschen ihr Leben verloren haben, die Trauer wiegt viel schwerer.“

Nachbarin Shakali Tavakoli fügte hinzu: „Wir haben eher an einen Unfall gedacht. Dass jemand das Feuer gelegt hat, tröstet uns nicht.“