Der Mann für die Frauen-Mode
Sein Name ist eine Marke — Gerry Weber. Auch mit 70 hält er die Fäden in der Hand. Tennis spielt er um 5 Uhr morgens.
Halle/Westfalen. Wenn Gerhard Weber Besucher durch sein gläsernes Modezentrum in Halle führt, bleiben langsame Zeitgenossen schnell auf der Strecke. Für Trödeleien hat der Gründer der Gerry Weber International AG nichts übrig. Der Modemogul strotzt vor Selbstbewusstsein, wenn es um sein Imperium geht.
Schon wenn er nur über die Einrichtung seines Firmensitzes — eine umgebaute Lagerhalle — spricht, liebt er das offene Wort: „Dafür haben wir keine Innenausstatter gebraucht. Das haben wir uns hier alles im Haus überlegt“, sagt er. Keine Frage, Weber ist auch mit 70 Jahren noch der Herrscher in seinem Mode-Reich, das im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 622 Millionen Euro erwirtschaftet hat.
Schon morgens lässt er sich die Verkaufszahlen seiner Filialen reichen, die er dann akribisch analysiert. Bei ihm wird nichts dem Zufall überlassen. „Bei uns hängt jede Kasse weltweit an einem System. Da kann ich sofort sehen, welche Teile gut laufen und welche nicht“, erklärt Weber. Systematik wird bei ihm ohnehin groß geschrieben, nach dem Motto: keine Systematik, kein Erfolg. „Nur schöne Teile auf den Stangen reichen nicht.“
Die Frauen haben ihn reich gemacht — oder vielmehr die Damenoberbekleidung. Mit 24 Jahren hat der gelernte Industriekaufmann sein erstes Geschäft eröffnet — da war er gerade Vater von Zwillingen geworden. Seine Erfahrung im Bereich der Damenmode hat er im Geschäft der Mutter gesammelt, wo er sich sein Taschengeld aufbesserte. „Die Leute haben mich für verrückt erklärt“, erinnert er sich. Doch er hat es geschafft: Mit 27 Jahren hatte er schon acht Filialen.
Heute verkauft Weber weltweit Frauenbekleidung in mehr als 400 selbst- und fremdgeführten Filialen und auf mehr als 2000 Verkaufsflächen in Warenhäusern. Damit hat er eines der größten deutschen Modeunternehmen aufgebaut. Für die Kinder seiner rund 2700 Mitarbeiter baut er jetzt einen Betriebskindergarten.
Seine Kunden berät der sportliche Geschäftsmann, der gerne schon morgens um fünf Uhr Tennis oder Golf spielt, noch selbst. Natürlich hat er auch da seine Prinzipien: „Ich bringe immer erst ein Gespräch zu Ende. Auch wenn es ein kleiner Kunde ist und der große Kunde schon wartet. Springen für die Großen hab’ ich nicht nötig.“
Nicht viele haben Erfolg und Sinn fürs Geschäft, wie er. „Die wenigsten Leute mit Geschäften können sinnvoll einkaufen. Sie meinen es zwar, es ist aber in den meisten Fällen nicht so.“ Doch da schafft Weber gerne Abhilfe, indem er einfach entscheidet, was bei den Einzelhändlern auf der Stange hängt. „Sie sagen uns einfach, was sie im Jahr ausgeben möchten. Wir entscheiden dann, welche Teile geliefert werden.“