Der Runway auf dem Fairway: Die modische Vielfalt beim Golf
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Schwingen statt schwitzen, Dress-Code statt Sturzhelm: In Sachen Kleidung ist Golf kein Sport wie jeder andere. Aber die Zeiten, in denen alle Clubs den Spielern penible Vorgaben machten, sind vorbei.
Wenn Profigolfer John Daly zum Schwung ausholt, trifft er mit Sicherheit nicht immer jedermanns Geschmack. Grund dafür sind weniger seine Qualitäten als Golfer als vielmehr seine schrillen Outfits. Ein grelles Shirt kombiniert der Amerikaner gerne mal mit Hosen mit Blumenmuster. Mittlerweile ist er nicht der einzige Extrovertierte auf dem Platz - die Vorschriften in vielen Golfclubs haben sich in den vergangenen Jahre gelockert. Dennoch orientieren sich viele Golfer an einer konservativen Etikette.
„Nach wie vor bevorzugen die meisten Spieler eine klassische Linie“, berichtet Modeberater Andreas Rose aus Frankfurt. Dazu zählt neben einer leichten Stoffhose aus Baumwolle oft ein Hemd oder Poloshirt, kombiniert mit einem Pullunder. Da diese Kombination aber auch auf der Straße voll im Trend liegt, lasse sich das Outfit für den Fairway in dieser Saison besonders gut mit der Alltagsgarderobe vereinbaren, rät der Experte.
„Schon lange gab es nicht mehr so viele Schnittmengen zwischen dem modischem Mainstream und der Golffashion. Der Schick der Preppies ist angesagt und damit Chinos, Karos und Pullunder mit V-Ausschnitt“, sagt auch der Berliner Stilberater Bernhard Roetzel. Dieser klassische Grundlook im Alltag findet sich besonders in jenen Linien der Designer, die die amerikanische Oberschicht bevorzugt, etwa Ralph Lauren. Tommy Hilfiger nutzt etwa Elemente des College-Looks wie gestrickte Cardigans, Chinos und Poloshirts mit Logos und Patches.
In der aktuellen Sportkollektion von Boss Green ersetzen puristisch funktionale Teile den Strick und die Blazer. Hier, aber auch bei Nike Golf, dominieren Schwarz, Weiß und Erd- und Khakitöne. „Golfmode ist traditionell eine farbenfrohe Mode, die vom amerikanischen Stil geprägt ist. Neu ist, dass wieder vermehrt dezentere Töne verwendet werden„, erläutert Roetzel. Außerdem sind in dem Bereich Einflüsse der Funktionsmode deutlich erkennbar, etwa findet man Windjacken aus beschichtetem, wasserabweisendem Nylon oder Gore-Tex- und Stretch-Materialien.
Diese kleine Richtungsänderung lässt sich besonders gut bei Golflabels erkennen, die ein ambitioniertes Golfpublikum ansprechen wollen. Golf, so scheint es hier, soll nicht mehr nur elitäre Spielerei sein, sondern Sport und Spieler wollen ernst genommen werden. Ihre Mode soll dies aussagen: So sehen die Hosen von Brax sportlich-schicken Trainingshosen ähnlich, Golfino hat funktionale Windjacken im Sortiment. Alberto zeigt Outfits, die durch farbenfrohe Shirts dynamisch und jugendlich wirken.
Während die Trends der Golfmode der aktuellen Straßenmode folgen, thematisieren Fashiondesigner den Sport in ihren Kollektionen für den Laufsteg und Alltag. Prada machte den Fairway gar zum Runway: Caps und Cardigans in matten Tönen versprühen konservatives Kolorit und werden durch farbenfrohe Muster auf den Hosen kontrastiert. Noch extrovertierter sind die Schuhmodelle, die die klassische Golfsilhouette aufnehmen.
Doch egal, ob nun sportlich und funktional oder klassisch und schick: Einige praktische Dinge gilt es bei der Garderobe fürs Grün zu beachten. Hemden sollten nicht so körpernah geschnitten sein, dass sie den Spieler beim Schwung an Armen und Schultern behindern, rät Julia Krämer vom Deutschen Golf Verband in Wiesbaden. „Das ergibt sich alleine durch den Bewegungsablauf.“ Die Hosen sollten in den Taschen genug Platz für Golfutensilien wie Bälle, Tees und Scorekarte bieten.
Welche Kleidung auf dem Platz als angemessen gilt, regelt jeder Golfclub selbst. „Die Kleiderordnung hat nichts mit den offiziellen Golfregeln oder der Etikette an sich zu tun, sondern ist letztlich eine Sache des jeweiligen Golfclubs, der das Hausrecht hat und bestimmt, wie sich die Spieler auf ihrer Anlage kleiden sollten“, erläutert Kramer. „Ein Diktat des Stils ist eigentlich nur der Kragen“, ergänzt aber Bernhard Roetzel.
Julia Kramer rät allerdings jedem Spieler: „Wenn man sich für den Sport entschieden hat, würde ich mittelfristig Golfschuhe empfehlen.“ Die Schuhe geben, dank den Spikes in der Sohle, Halt beim Schwung auf feuchtem und rutschigen Untergrund. Da man so über deutlich mehr Traktion verfügt, lasse sich während des Schwungs das Gleichgewicht besser halten als in einem einfach Turn- oder Joggingschuh mit flacher Sohle.