Der Staat fragt bei seinen Bürgern nach

In NRW wird jeder 100. Haushalt unter die Lupe genommen. Auskunft ist Pflicht.

Düsseldorf. Leben Sie alleine? Was verdienen Sie? Beziehen Sie Arbeitslosengeld? Fragen dieser Art beantwortet wohl niemand gern, vor allem nicht, wenn Sie von wildfremden Menschen gestellt werden. Doch manchmal hat man keine Wahl, wie beim sogenannten Mikrozensus des Landes Nordrhein-Westfalen. "Auskunftspflichtig sind alle Volljährigen oder einen eigenen Haushalt führenden Minderjährigen", heißt es in dem entsprechenden Gesetz.

Doch was soll die aktuelle Bürgerbefragung, die das Land bei jedem 100. Haushalt durchführt, eigentlich bringen? "Es gibt Daten, die keine andere Statistik erfasst", sagt Leo Krüll vom zuständigen Landesamt und nennt als Beispiele die Anzahl der Single-Haushalte und der Alleinerziehenden. Kurz: Der Staat will sich einen Überblick über seine Bürger verschaffen - auch wenn es immer nur eine Momentaufnahme sein kann.

Dafür sind haupt- und nebenamtliche Mitarbeiter unterwegs und führen nach postalischer Vorankündigung zehn- bis dreißigminütige Interviews. Die Antworten auf ihre Fragen, etwa nach Schulbildung, Berufsfeld und Arbeitszeiten, geben Sie sofort in einen Laptop ein.

Wer Rede und Antwort stehen muss, ist reiner Zufall: "In einem mathematischen Verfahren wird die NRW-Karte in winzige Stücke geteilt", erklärt Krüll. Alle infrage kommenden Personen, die auf einer ausgewählten "Mikrofläche" leben, würden befragt. Rund 160000 Menschen werden erfasst, ein Prozent der Landesbevölkerung.

Die Ergebnisse der kontinuierlich laufenden Befragungen, die es in allen Bundesländern gibt, gehen komprimiert und anonymisiert auch an das Statistische Bundesamt in Wiesbaden und an die EU-Stelle Eurostat in Luxemburg. Die Verbindung zwischen Daten und Individuum wird schon kurz nach der NRW-Erhebung laut Gesetz gekappt: Namen, Telefon- und Hausnummern werden gesondert aufbewahrt. Nach spätestens vier Jahren werden alle "Individualdaten" gelöscht.

Einsprüche gegen den Mikrozensus haben wenig Sinn: "Es gibt immer Leute, die sich sträuben, manche lassen es sogar von einem Anwalt prüfen", sagt Krüll. Aber die meisten ließen sich schließlich überzeugen. "Vor Gericht ist die Sache noch nie gelandet."

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