Der will nicht nur spielen - Hundeseminar für Postboten
Hund und Postbote — der ewige Machtkampf im Vorgarten. In einem Seminar lernen die Zweibeiner, was Bello und Co. nicht mögen.
Blankenfelde. Egal, wie groß die Angst vor dem Kläffer am Gartenzaun ist — die Post muss in den Briefschlitz. Für manche ihrer Zusteller ist die tägliche Tour eine Tortur. Der Weg zum Briefkasten erscheint elendig weit, weil ein Vierbeiner Herrchens Revier verteidigt. Jährlich endet für rund 1800 Zusteller die Begegnung mit dem Hund schmerzhaft. Solche Erlebnisse will die Post vermeiden helfen. Bundesweit bietet sie deshalb spezielle Seminare für ihre Mitarbeiter an.
„Zweimal bin ich gebissen worden“, erzählt Sabine Tiefenbeck. „So ein Schrecken sitzt — da kann man noch so cool sein“, sagt die 52-Jährige. Seit 30 Jahren ist die Postbotin unterwegs und hat manchen Hund am Gartenzaun gesehen — sie besitzt selbst einen Terrier. Doch der Respekt bleibt: „Ich bin ja der Eindringling.“
Genau das ist es: „Das Kernproblem bei Postboten ist, dass sie in das Revier des Hundes eindringen — und sie tun es immer wieder“, erklärt Hundetrainer Ulbricht. „Glaubt der Hund nach dem ersten Zusammentreffen noch, er habe den Menschen erfolgreich verjagt, besitzt dieser die Frechheit, am nächsten Tag wiederzukommen.“ Per Power-Point-Präsentation gibt der 40-Jährige den Zustellern Regeln mit: Immer ruhige Bewegungen machen, in ruhiger Stimmlage sprechen, Hände und Gegenstände am Körper halten, bei Attacken sofort ruhig stehen bleiben.
Dann geht’s raus zur Praxis mit Ulbrichts Vierbeinern, den beiden Schäferhunden Astor und Ziro sowie Collie-Mischling Dolly. Schnell wird der Unterschied deutlich zwischen der nervösen Hündin und dem eher ausgeglichenen Astor. Mit Ziro demonstriert der Trainer, wie ein Hund in bestimmten Situationen nach der Hand schnappen könnte. Kraftvoll stemmt sich der fast dreijährige Rüde in die Höhe, packt nach einem Stofffetzen.
Mit dem Training will die Post ihren Mitarbeitern die Arbeit erleichtern und unnötige Krankentage vermeiden. In 500 Fällen jährlich erwischt es der Post zufolge die Zusteller so stark, dass sie mindestens drei Tage krank sind. Durchschnittlich kämen zehn Fehltage zusammen, sagt Postsprecher Rolf Schulz. „Vor allem in ländlichen Regionen sind Zusteller öfter mit Hunden konfrontiert.“ Trotz des Trainings setzt Tiefenbeck auf eine eigene Methode: Leckerlis in der Tasche. „Die geben mir Sicherheit.“