Deutsche Kohle ist nicht mehr konkurrenzfähig
2500 Bergleute sind betroffen. Die meisten von ihnen wechseln ins Ruhrgebiet.
Kamp-Lintfort. Zur letzten Schicht war am Freitag auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) nach Kamp-Lintfort gekommen. Kraft dankte den Bergleuten und versprach der Region Hilfe beim Strukturwandel.
Von den 2500 Bergleuten wechseln 1600 auf die verbleibenden drei Zechen im Ruhrgebiet und im Münsterland. Hunderte gehen in den Vorruhestand. In den nächsten Tagen wird noch ein kleines Team die Maschinen aus der Tiefe bergen. Die begehrte Ware wird weltweit verkauft.
Zum Jahreswechsel beschäftigt die RAG AG jetzt noch rund 18 000 Bergleute über und unter Tage. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Kohle in Deutschland dringend gebraucht wurde, waren es noch rund eine halbe Million.
Der Ausstieg geht auf einen Beschluss des Bundestags aus dem Jahr 2007 zurück. Bund, Länder, Gewerkschaften und der Bergbaukonzern RAG hatten sich auf den sozialverträglichen Ausstieg geeinigt. Er sollte bis zu 30 Milliarden Euro kosten, davon kommen vom Steuerzahler etwa 21 Milliarden Euro.
Weil die deutsche Steinkohle mit Weltmarktpreisen nicht konkurrieren kann, wird sie mit Steuergeldern subventioniert. Dies wollte die Politik nicht weiter finanzieren. Ohnehin kommt nur noch ein Fünftel der verbrauchten Steinkohle aus heimischer Förderung. Der große Teil kommt aus Übersee. Dort liegt die Kohle nur knapp unter der Erdoberfläche, während sie hierzulande in Tiefen von 1000 Metern und mehr abgebaut wird. Der hohe Aufwand mache die Förderung teuer, international ist deutsche Kohle nicht konkurrenzfähig.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, hält den Ausstieg aus der Steinkohle für falsch. „Deutschland verzichtet damit auf einen wertvollen Rohstoff und macht sich abhängig von unkalkulierbaren Entwicklungen auf dem Weltmarkt“, sagte er in Kamp-Lintfort.
Nach dem Aus für das Bergwerk West fördern nur noch die Schachtanlagen Auguste Victoria in Marl, Prosper-Haniel in Bottrop sowie Ibbenbüren an der Grenze zu Niedersachsen. Nach deren Ende können die deutschen Kohlekraftwerke nur noch mit Importkohle befeuert werden. Sie werden bis 2018 alle geschlossen.