Deutsche Männer: Mehr Putte als Putin
Dass Frauen den Ton angeben, ist für mindestens ein Drittel der Männer keine Karnevals-Ausnahme, sondern Alltag. Eine Studie des Kölner Rheingold-Instituts beschreibt, dass es Männern vor allem an einem klaren Bild von Männlichkeit fehlt.
Köln. Gut 27 Prozent der deutschen Männer haben sich in ihrem Privatleben dem starken Geschlecht ergeben: Sie sind der Typ „Schoßhund“, dessen Männer-Selbstbild sich in Auflösung befindet, und der seinen labilen Verhältnissen vor allem Halt sucht. Bei Frauen. Und zwar in Form von mütterlicher Liebe. „Sie sind mehr Putte als Putin“, so Frank Quiring, Autor der aktuellen „Männerstudie 2015“ des Kölner Rheingold-Instituts, und empfinden sich als „Mädchen für alles“.
Das Kölner Institut beschäftigt sich vor allem mit psychologischer Wirkungsforschung und legt dafür in verschiedenen Untersuchungen jährlich rund 7000 Frauen und Männer auf die Couch, um (meist im Kundenauftrag) herauszufinden, warum bestimmte Produkte und ihre Bewerbung in der Zielgruppe funktionieren — oder auch nicht. Wichtigste Erkenntnis der Männerstudie: Die Erosion der Männlichkeit setzt sich zumindest im Privaten weiter fort. Schwankten Männer noch vor zehn Jahren zwischen traditionellen und postmodernen Rollenbildern, so hätten sie sich nun in eine regelrechte Selbsthemmung begeben.
Immerhin 21 Prozent verorteten die Forscher in der Gruppe der „Terrain-Verteidiger“. Das seien Männer, die wenigstens das wöchentliche Fußballspiel mit Freunden verteidigten. Es gebe allerdings auch weiterhin 15 „Alt-Machos“. An ihnen seien die vergangenen 50 Jahre spurlos vorbei gegangen. Psychologe Quiring: „Die sind da häufig mit Frauen aus anderen Kulturkreisen oder dem Katalog liiert.“ Die Männer der Zukunft sieht die Studie in der Gruppe der „Neu-Aushändler“, die aktuell bei zehn Prozent liege: „Die schieben den Kinderwagen, weil sie das gut finden, aber sie machen es auf ihre Art. Die nehmen einen Kasten Bier statt Latte Macchiato mit.“