Weltraummission Deutscher Astronaut auf der der ISS angekommen
Rastede · Der deutsche Astronaut Maurer hat seine rund halbjährige Mission im All begonnen. Er bezieht nun zunächst sein Zimmer in der „Weltraum-WG“. Einer seiner Vorgänger hat wichtige Ratschläge für ihn.
Astronaut Matthias Maurer sollte nach seiner Ankunft auf der Raumstation ISS seine kosmische Mission auch für persönliche Eindrücke vom Weltall nutzen. „Ich sage jedem Astronauten: Nehmt euch täglich Zeit, um aus dem Fenster zu schauen - und wenn es nur fünf Minuten sind“, sagte Raumfahrer Thomas Reiter (63) der Deutschen Presse-Agentur. Gerade auf einen Neuling würden auf der ISS sehr viele Eindrücke einstürmen. „Die Schwerelosigkeit und natürlich der Blick auf die Erde, von dem man so viel gehört hat. Wenn man das mit eigenen Augen sieht, ist es absolut überwältigend.“
Reiter war 2006 der erste Deutsche auf der ISS. Es war seine zweite Mission - 1995 war er zur russischen Raumstation Mir geflogen. Maurer war am Freitag auf der ISS angekommen. Der Astronaut der europäischen Raumfahrtbehörde ESA ist der vierte Deutsche auf dem Außenposten der Menschheit und der zwölfte Deutsche im Erdorbit.
Nach Maurers Ankunft sei eine Eingewöhnungsphase normal, meinte Reiter. „Die Anpassung an die Schwerelosigkeit dauert meist wenige Stunden. Es kommen andere physiologische Aspekte hinzu, zum Beispiel, dass sich Gewebeflüssigkeit vom Unter- in den Oberkörper verschiebt. Das führt oft zu einem etwas aufgedunsenen Gesicht und einem Gefühl von Schnupfen, weil die Nasenschleimhäute anschwellen.“ Auch die Bandscheiben würden sich mit Gewebeflüssigkeit vollsaugen. „Das kann zu Rückenschmerzen führen, die aber meist schnell verschwinden. Bis zur völligen Akklimatisierung braucht man drei bis fünf Tage.“
In seinen ersten Stunden in der „Weltraum-WG“ rund 400 Kilometer über der Erde beziehe Maurer auch seinen persönlichen Bereich, sagte Reiter. „Die Besatzung hat alles vorbereitet - wer wo seine Kajüte bekommt, wo er sein Lager aufschlagen kann.“ Dann schwebe man meist zur ersten Orientierung durch die Raumstation. „Die Raumfahrer kennen die Module von den Simulationen auf der Erde. Da braucht niemand einen Stadtplan. Die Aufgabe ist eher, die gewohnte 3D-Sicht mit der Schwerelosigkeit in Einklang zu bringen. Im All gibt es kein Oben und Unten“, sagte Reiter an seinem Wohnort in Rastede (Niedersachsen).
Nach seiner Ankunft für eine rund sechsmonatige Mission werde Maurer sicher große Freude spüren. „Nach einer so langen Ausbildung ist man endlich am Ziel seiner Träume. Man kann es gar nicht fassen, dass man wirklich die Rakete besteigt und in der riesigen Station ist“, sagte Reiter. Bei ihm habe die Euphorie die ganze Mission über angedauert.
Der Blick auf die Erde sei mit nichts gleichzusetzen. „Es ist nie langweilig und immer wieder ein unglaubliches Naturschauspiel.“ Es sei aber nicht nur das Bild, das man abspeichere. „Da ist viel mehr. Es ist die Kombination mit dem Gefühl der Körperlosigkeit. Schwebend vor dem Fenster. Diese emotionale Verknüpfung verstärkt den Eindruck noch“, sagte Reiter. „Diese Eindrücke begleiten Sie ein Leben lang.“