„Hitlerjunge Salomon“ Deutscher Film-Produzent Artur Brauer ist tot

Film-Produzent Artur Brauner ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 100 Jahren in Berlin.

 Filmproduzent Artur Brauner (r) sitzt neben Moderatorin Carolin Reiber bei der Gala zu seinem 100. Geburtstag.

Filmproduzent Artur Brauner (r) sitzt neben Moderatorin Carolin Reiber bei der Gala zu seinem 100. Geburtstag.

Foto: picture alliance/dpa/Jörg Carstensen

Der Filmproduzent Artur Brauner ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 100 Jahren in Berlin, wie die Familie des Holocaust-Überlebenden am Abend bestätigte. Brauner starb vier Wochen vor seinem 101. Geburtstag. Er soll einen Schwächeanfall erlitten haben.

Zu seinen bekanntesten Filmem gehörten „Der brave Soldat Schweijk“, „Die weiße Rose“ und „Hitlerjunge Salomon“. Bis ins hohe Alter produzierte Brauner Filme.

Brauner kam nach dem Zweiten Weltkrieg im polnischen Lodz als Sohn eines jüdischen Holzhändlers geborene Brauner ausgerechnet in das Land der Täter. «In jungen Jahren haben meine Eltern, Geschwister und ich die Gräueltaten der Nazis erlebt und dem Tod in die Augen geschaut. Das bleibt für immer unvergesslich und schrecklich», erzählt Brauner. Im Holocaust verlor er 49 Verwandte. Brauner überlebte den Krieg versteckt in der Sowjetunion.

Auf seiner Flucht sah er in der Ukraine ein Massengrab mit ermordeten Juden. «Ich komme näher und da liegt ein 10- oder 12-jähriger toter Junge mit offenen Augen. Ich hatte das Gefühl, er schaut mich an und redet mit mir: «Was suchst du hier? Wir sind alle tot. Hilf' uns leben. Ihr sollt uns nicht vergessen!»» Da habe er ein Gelübde abgelegt. So lange er leben werde, werde er dies nicht vergessen - und nur durch Filme könnten Schicksale wie das des Jungen nicht vergessen werden.

Mit Besorgnis blickte Brauner auf die heutigen rechtspopulistischen Strömungen. «Ich kann der Jugend nur nahelegen, dass sie den Populisten weltweit nicht ins Netz geht und sich mit aller Kraft Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit entgegenstellt. Und zwar jetzt und nicht erst, wenn es schon zu spät ist.»

Mehr als 700 Filme

Von den Berlinern liebevoll «Atze» genannt, schuf Brauner 1946 mit der Central Cinema Company (CCC) praktisch aus dem Nichts ein florierendes Unternehmen für erfolgreiche Unterhaltungsfilme. Er war alles in einem: Produzent, Autor, Atelierchef, Dramaturg, Besetzungsboss und Buchhalter. Die CCC-Studios in Berlin-Spandau waren ein kleines Hollywood in Deutschland. Weit mehr als 700 Filme entstanden in den CCC-Studios bislang.

Brauner prägte das deutsche Nachkriegskino wie kaum ein anderer. Brauner drehte mit Stars wie Romy Schneider, Heinz Rühmann, Curd Jürgens, O.W. Fischer und Caterina Valente. Mit Filmen wie «Morituri» (1948) und «Hitlerjunge Salomon» (1990) hält der Holocaust-Überlebende außerdem seit sieben Jahrzehnten die Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialisten wach.

Letzter Film im Jahr 2011

2011 kam sein letzter Film „Wunderkinder“ heraus. In dem Drama wird der Einmarsch der deutschen Wehrmacht 1941 während Hitlers Unternehmen Barbarossa in der Ukraine thematisiert.

Am 1. August 2018 wurde der Filmproduzent 100 Jahre alt. Nach Feiern war ihm eigentlich nicht zumute. Im vergangenen August starb Brauners Ehefrau Maria, mit der er 71 Jahre verheiratet war. «Sie hat mich jeden Moment meines Lebens glücklich gemacht!», sagt Brauner im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Ihr Tod habe ihn über alle Maßen getroffen.

Brauners Tochter Alice führt das Lebenswerk ihres Vaters fort, wagt aber auch immer wieder Neues. «Bei uns läuft es gerade richtig rund. Ich arbeite parallel an verschiedenen Projekten», sagt Alice Brauner. Gedreht wird zum Beispiel der Kinofilm «Crescendo» mit Peter Simonischek und Bibiana Beglau. Darin geht es um ein israelisch-palästinensisches Jugendorchester. Die Geschichte ist inspiriert von Daniel Barenboims West-Eastern Divan Orchestra.

Zur Entspannung spielt der Filmproduzent mit seinen Töchtern Alice und Fela, seinem Schwiegersohn und seinen Enkeln gerne Karten - Rommé oder manchmal auch Poker. Meistens gewinne er, sagt Brauner. «Denn Verlieren ist nicht so meins...» Und noch immer diskutiert er mit seiner Tochter Alice fast täglich über Drehbücher. «Sobald ich nicht mehr bin, kann ich aufhören zu arbeiten», sagt Artur Brauner.

(red/dpa)