Deutschland ist nur Mittelmaß

Platz 22 bei der Lebensqualität. Weltweit gehören wir zu den besten 15Prozent, doch für eine große Industrienation ist dieses Abschneiden eher mäßig.

Berlin. In Norwegen lebt es sich besser als an jedem anderen Ort der Welt: Einem am Montag präsentierten UN-Bericht zufolge führt das skandinavische Land die Liste der am höchsten entwickelten Länder an und verteidigte seine Spitzenposition vor Aus-tralien und Island. Das liegt nicht etwa an der schönen Landschaft, sondern an ganz handfesten Faktoren: vor allem Lebenserwartung, Bildungsstand und Kaufkraft je Einwohner. Konkret wird Norwegens sehr gut ausgebautes Wohlfahrtssystem und sein Ölreichtum genannt.

Deutschland schafft es in punkto Lebensqualität nur auf Platz 22 und liegt damit hinter Ländern wie Irland, Frankreich, Österreich, Spanien und Italien. Rund die Hälfte aller EU-Staaten rangiert vor uns. Zwar hat sich Deutschland auch in den vergangenen Jahren weiterentwickelt, der Trend verläuft aber seit 1990 langsamer.

Hauptgrund ist die mit der Wiedervereinigung gesunkene Pro-Kopf-Kaufkraft. Auch beim Bildungsstand reicht es nur für Platz 30. Besorgniserregend ist im Vergleich vor allem die niedrige Geburtenrate (1,3). Nur zwei Länder weltweit kommen auf eine noch niedrigere Geburtenrate als die Deutschen: Hongkong (1,0) und Südkorea (1,2).

Recht gut liegt Deutschland hingegen bei der Vermeidung von Armut und der hohen Lebenserwartung. Nur fünf Länder weltweit (skandinavische Länder und Niederlande) haben ein noch geringeres Armutsproblem. Nach UN-Kriterien lebt in Deutschland jeder Zwölfte unterhalb der Armutsgrenze. Zum Vergleich: In den USA ist es jeder Sechste. Die Lebenserwartung liegt in Deutschland bei 79,8 Jahren und damit nicht weit hinter der in Japan (82,7 Jahre). Nirgendwo werden die Menschen im Schnitt noch älter.

Die letzten Positionen in der UN-Liste belegen die kriegsgeschüttelten Staaten Sierra Leone, Afghanistan und Niger. "Ein Kind, das in Niger geboren wird, muss damit rechnen, nur knapp 50 Jahre alt zu werden. Das sind 30Jahre weniger als ein norwegisches Kind", heißt es.

Insgesamt sind auf der UN-Liste 182 Länder verzeichnet. Bei den großen Industrienationen erzielte Japan den 10.Platz, während die USA auf Platz 13 liegen. Die aufstrebenden Schwellenländer China und Indien landeten auf Platz 92 beziehungsweise Position 134.

Das ärmste Land der Welt ist dem Bericht zufolge die Demokratische Republik Kongo mit einem durchschnittlichen Jahres-Einkommen von 204 Euro pro Kopf - in Deutschland liegt es bei 23 500, in Norwegen gar bei 36 500 Euro.

In den 24 ärmsten Ländern - fast alle liegen in Afrika - kann gut die Hälfte der Bevölkerung nicht lesen, in Niger sind sogar 70 Prozent der Menschen Analphabeten.