Diakon Willibert Pauels: Ein Kirchenmann ganz jeck
Während der Session kennt man den Diakon Willibert Pauels nur als den Büttenredner „Bergischer Jung“.
Düsseldorf. Herr Willibert Pauels, wie wichtig ist Ihnen Ihre bergische Heimat?
Willibert Pauels: Die Heimat ist ein wichtiger Pfeiler für meine Seele. Wenn ich Bergisches Land höre, sind es die Klänge einer glücklichen und behüteten Kindheit.
Was ist das Besondere am bergischen Humor?
Pauels: Ich spreche da immer gern vom rheinischen Gaza-Streifen, weil das Bergische Land zwischen zwei Extremen liegt. Da ist zum einen das Rheinland mit seinen überbordenden, aber auch manchmal unverbindlichen Menschen. Und das sind die heimatverbundenen, bodenständigen und manchmal etwas langsamen Westfalen. Das Leben zwischen Extremen prägt auch den Humor.
Wie fällt Ihre Bilanz in dieser Session aus?
Pauels: Am Anfang stand der große Schock — in einer Zeitung gab es einen heftigen Verriss. Das ist der Supergau für einen Künstler und tut auch weh, besonders wenn dieser auch noch sehr unfair ist. Damals hatte ich fünf erfolgreiche Auftritte und zwei, die ein Flop waren, und gerade die sind Basis der Gesamtkritik. Ich habe aber an den Stellschrauben gedreht und meine Rede überarbeitet. Jetzt läuft es wieder so wie in den vergangenen 15 Jahren, die sehr erfolgreich waren.
Trotzdem wollen Sie ein Sabbatjahr nehmen. Warum?
Pauels: In der Session 2013 trete ich ganz normal auf. Das Sabbatjahr ist geplant von Sommer 2013 bis Sommer 2014. Der Entschluss steht schon seit mehr als einem Jahr. Wie die Auszeit genau aussieht, entscheide ich aber erst, wenn die aktuelle Session vorbei ist.
Das Sabbatjahr ist eine 2000 Jahre alte Tradition, die mich schon immer fasziniert hat. Dazu gehört, dass der Mensch an einem Tag der Woche die Chance bekommt, auszuatmen und zu sich selbst zu kommen. Alle Jubeljahre hat man die Felder brach liegen lassen und die Schulden erlassen. Für mich soll das ein Jahr sein ohne äußere Termine, nur mit Blick auf mich selbst und meine Familie. Es ist wichtig, seine innere Balance zu finden. Wer nur immer weiterrennt, bekommt irgendwann Atemprobleme.
Sie sind Diakon — passen Kirche und Karneval zusammen?
Pauels: Da gibt es eine lange historische Beziehung, denn die katholische Kirche ist ja nicht so leibfeindlich wie immer gesagt wird. Beiden Bereichen sind die Freude am Leben und die Lust am Lachen gemeinsam. Das innerste Wesen der Religion ist der Trost. Denn der Mensch ist mehr als ein biochemischer Zellhaufen. Wir verfügen über eine Seele, die auch der Tod nicht zerstören kann. Dieser Trost spiegelt sich im Lachen wider.
Wie reagieren Ihre Vorgesetzten auf die Einsätze im Karneval?
Pauels: Ich habe in all den Jahren nie auch nur eine Ermahnung zu Vorsicht bekommen. Eine Religion, die nicht über sich selbst lachen kann, ist fundamentalistisch. Beschwerdebriefe gibt es ab und zu von Gläubigen, die nicht wollen, dass sich ein Geistlicher ins sündige Treiben des Karnevals stürzt. Das ist aber minimal.
Was verbindet die Predigt mit der Büttenrede?
Pauels: Beide müssen die Herzen der Menschen erreichen, sonst taugen sie nichts. Ich muss nur aufpassen, dass meine Predigten nicht zu Büttenreden werden, auch wenn manche Menschen das erwarten. Aber das wäre bloße Effekthascherei. In einer Predigt geht es darum, Menschen zu berühren, ihnen Hoffnung zu geben und sie zu trösten. Das schließt aber einen Witz ab und zu nicht aus.