Die Familie vermisst Johannes Rau bis heute

Anna und Christina Rau sprechen erstmals über den Tod des Wuppertalers.

Berlin/Wuppertal. Auch fast drei Jahre nach seinem Tod trauern seine Frau und Kinder weiter um den früheren Bundespräsidenten Johannes Rau. Ihre Form des Trauerns sei, dass sie kaum ein Gespräch führe, ohne eine Anekdote über ihren Vater zu erzählen, sagte Raus 25-jährige Tochter Anna Christina der Illustrierten Bunte. Gleiches beobachte sie bei ihrer Mutter Christina.

"Es war ein gnädiger Tod", sagte Anna Rau rückblickend über das Sterben ihres nach langer Krankheit am 27. Januar 2006 im Alter von 75 Jahren verstorbenen Vaters. Der langjährige NRW-Ministerpräsident hatte sich im Juli 2000 nach langem Zögern in der Universitätsklinik Essen an einem Blutgerinsel in der Bauchschlagader operieren lassen. Im August 2004 musste er sich einer schweren Herzoperation unterziehen, bei der ihm eine künstliche Herzklappe eingesetzt wurde. Zwei Monate später wurde ihm ein Bluterguss im Bauchraum operativ entfernt.

Johannes Rau starb im Familienkreis. "Wir konnten richtig Abschied nehmen, es war alles ausgesprochen. Dennoch trauern wir immer noch", sagte seine Tochter Anna. Sie sitzt mittlerweile zusammen mit ihrer Mutter im Stiftungsvorstand der Johannes-Rau-Stiftung, die in erster Linie Projekte in seiner Heimatstadt Wuppertal unterstützt. Anna hatte auch schon beim Empfang zu Raus 75. Geburtstag am 16. Januar 2006 im Berliner Schloss Bellevue gesprochen, an dem der Ex-Bundespräsident wegen seiner Krankheit nicht mehr teilnehmen konnte.

Christina Rau (52) sagte der Bunten, der Verlust ihres Mannes sei damals so einschneidend gewesen, dass ihr erst nach Monaten bewusst geworden sei, dass ihre drei Kinder ihren Vater verloren hatten. "Nachdem ich für mich realisiert hatte, dass die Kinder nur noch mich haben, hat mir dies von meinem Schwebebereich wieder auf die Erde verholfen." Neben seiner Tochter Anna hinterließ Rau deren jüngere Geschwister Philip Immanuel (23) und Laura Helene (22).

Bis Rau Bundespräsident wurde, lebte die Familie in seiner Heimatstadt Wuppertal. In Elberfeld bewohnte sie eine Villa, die drei Kinder besuchten ein katholisches Gymnasium - was die CDU dem SPD-Politiker und Befürworter von Gesamtschulen gern vorhielt. Von Juni 1999 an wurde die Hauptstadt der Lebensmittelpunkt der Teenager. Nach dem Abitur studierten sie in Münster, Berlin und London.