Die Gerüchteküche kommt ins Museum
Es geht um Klatsch, Tratsch und Vorurteile.
Berlin. Wie war das noch mit der Geschichte vom "Amikäfer", der angeblich aus US-Flugzeugen über der DDR abgeworfen wurde, um die Kartoffelernte zu verderben? Oder mit der Gruselstory von der Vogelspinne, die versteckt in der Yuccapalme aus dem Sommerurlaub mit nach Hause reiste? Hörensagen und Nacherzählen, Weglassen und Hinzuerfinden: Die Ausstellung "Schon gehört?" in Berlin widmet sich von Freitag an lustvoll und kritisch dem Thema Gerüchte.
Vom Klatsch und Tratsch im Freundeskreis ist es im Museum nur ein kurzer Schritt zur Konfrontation mit weiter verbreiteten Vorurteilen: Für die Installation "Die Europäerin" etwa fotografierte sich eine Künstlerin gemäß gängigen Klischees als Italienerin, Finnin oder Polin - und überlässt dem Betrachter die Aufgabe, die dargestellte Nationalität zu erraten.
Mittelpunkt der Schau ist die Begegnung mit dem Gerüchte-Agenten: Er ist als Minifigur in eine Art Puppenstube hinein projiziert und fachsimpelt mit den Besuchern über alle möglichen Gerüchte, etwa Verschwörungstheorien zum 11. September.
Auch wenn ein Gerücht im Durchschnitt nur zwei Wochen kursiert - hängen bleibt meist irgendetwas. Und sei es ein ungläubiges Kopfschütteln.
So wie bei der "Zigaretten-Verschwörung": 1989 druckte eine SED-Zeitung eine Geschichte, wonach DDR-Bürger durch Mentholzigaretten vom westlichen Geheimdienst betäubt und verschleppt wurden. So wollte die SED die hohe Zahl von Flüchtlingen erklären. Erst Monate später wurde die Story geradegerückt.