Die Klo-Maut macht Schule

Schulen ziehen Geld ein, um Putzfrauen für die Toiletten zu finanzieren. Einige Modelle hält das Landesministerium für fragwürdig.

Düsseldorf. Die Kacheln sind mit Edding-Schriftzügen beschmiert. Auf dem Boden breiten sich Klopapier-Rollen aus. Die Pissoirs laufen über, unappetitliche Pfützen bilden sich. Es ist ein vertrautes Bild: Viele Toiletten in den nordrhein-westfälischen Schulen sind ungepflegt und verdreckt.

Selbst die Schüler finden das mittlerweile ziemlich eklig. Die 7-jährige Lili, eine Grundschülerin aus Düsseldorf, sagt beispielsweise: "Ich gehe nicht auf unsere Schultoilette. Die ist mir einfach zu verschmutzt."

Immer mehr Eltern wollen die Schmuddelei nicht mehr hinnehmen - und stellen in Absprache mit der Schulkonferenz eine Putzfrau ein, um für hygienische Verhältnisse zu sorgen. Beispiele dafür finden sich in allen Regionen und Schulformen: die Benzenberg-Realschule in Düsseldorf, die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel oder das Schulzentrum Vogelsang in Solingen.

Die öffentlich organisierte Standardreinigung ist offenbar nicht gründlich genug. Die Reaktionen auf die neue Sauberkeitswelle sind durchweg positiv. "Die WCs sind endlich wieder benutzbar, zudem gibt es keine Zerstörungen mehr", frohlockt Raimund Millard, stellvertretender Schulleiter an der Benzenberg-Realschule.

Allerdings sind gewienerte Toiletten nicht gratis zu haben. Einige Schulen zahlen die Reinigung mit Geld vom Förderverein. So wie die Benzenberg-Realschule: Dort wird den Eltern die Zahlung einer freiwilligen Jahresgebühr von zwölf Euro nahegelegt. Das Geld landet dann in einem Topf des Fördervereins. Daraus wird eine 400-Euro-Kraft finanziert, die sämtliche Örtchen beaufsichtigt und reinigt.

Ein anderes, oft angewendetes Modell: Die Schüler müssen, ähnlich wie im Bahnhof, Bares vor der Klotür zahlen. So verfährt das Schulzentrum Vogelsang in Solingen. Dort müssen die Pennäler zehn Cent pro Toilettengang an die Klofrau entrichten.

Zugleich existieren an der Schule aber auch Toiletten, die kostenlos sind. Das Problem: Die sind schmutziger, weil die Putzfrau dort seltener säubert. Die Schulleitung ist dennoch zufrieden: "Fünfzig Schüler nutzen täglich die Toiletten, um die sich die Putzfrau kümmert."

Unter gesetzlichen Gesichtspunkten ist die Solinger Klo-Maut womöglich fragwürdig. Das Schulministerium wählt jedenfalls deutliche Worte: "Wir lehnen dieses Prinzip grundsätzlich ab. Es bewirkt eine Zwei-Klassen-Gesellschaft."

Der Kritikpunkt: Die Betuchten, die das Geld übrig haben, finden einen sauberen Lokus vor. Die anderen, die nicht zahlen können oder wollen, müssen das Schmutz-Klo ansteuern. Das Ministerium: "Wir werden an Schulen herantreten, die dieses Konzept verfolgen."

Auch an der Solinger Geschwister-Scholl-Gesamtschule sollen die Schüler von diesem Halbjahr an für das Benutzen eines sauberen Klos vor der Tür blechen - 20 Cent. Es ist ein Pilotprojekt. Wenn das Schulministerium einschreiten sollte, wird es dabei wohl auch bleiben.