Die Nase voll - Frauen mischen Tabakschnupfer-WM auf
Berg im Gau (dpa) - Show-Down in Oberbayern: „Schnupfer fertigmachen, Dose öffnen, los!“ - so tönt es am Samstagabend aus den Lautsprechern im beschaulichen Örtchen Berg im Gau. Und damit beginnt in Oberbayern die 19. Schnupf-Weltmeisterschaft.
325 Tabakschnupfer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und sogar aus den USA ziehen sich ordentlich Schnupftabak - oder Schmai, wie die Bayern sagen - in die Nase.
Jeder Teilnehmer hat eine Minute Zeit, um sich fünf Gramm Tabak in die Nase zu stopfen, ein gewaltiger Haufen. Die Schiedsrichter stehen nur wenige Zentimeter neben den Spielern und beobachten genau, ob die Spielregeln eingehalten werden: Denn wer niest oder den Tabak nicht nur in der Nase verschwinden lässt, wird sofort disqualifiziert. „Als Hilfsmittel darf nur ein langer Fingernagel oder ein ähnlicher Aufsatz auf dem Finger herangezogen werden“, erklärt Organisator Christian Knauer, selbst einer der großen Favoriten der Tabak-Schnupferszene.
Schon ein Tausendstel Gramm kann über Sieg oder Niederlage entscheiden. Und so pinseln am Ende die Schiedsrichter sogar die Hände der Teilnehmer ab und kehren sämtliche Reste zurück in die Tabakdose, um penibel genau alle Reste in der Wertung zu berücksichtigen.
In diesem Jahr bekommen die Lokalmatadore eine große Konkurrenz aus den eigenen Reihen: Über 80 Frauen fordern heuer die Männer heraus - soviel wie niemals zuvor in der Schnupf-Geschichte. So will auch Verena Bayr in diesem Jahr ihr Glück als Schnupferin versuchen. Jeden Freitagabend hat die 26-Jährige mit ihren Freundinnen trainiert, um den bisher männerdominierten Wettbewerb aufzumischen. „Die Konkurrenz ist gewaltig, aber wir geben unser Bestes. Es kommt ja nicht nur auf das Nasenvolumen an, wir sind gut vorbereitet auf den Wettkampf“, sagt Bayr vor dem Start.
Um sich den WM-Sieg zu holen, ist nicht nur eine große Nase vonnöten. Die Fingerfertigkeit muss ausgefeilt sein, um den Tabak möglichst weit in den Riechkolben drücken zu können. Wer zu wenig auf Sauberkeit achtet, bekommt auch einen Punkteabzug. „Eine ruhige Hand ist besonders in den letzten Sekunden wichtig, damit noch die kleinsten Brösel Tabak in die Nase reinpassen und keine Sauerei entsteht“, erklärt Jürgen Ferber, der schon zwei Mal den Weltmeistertitel holte. „Diejenigen, die gewinnen wollen“, so Ferber, „müssen täglich trainieren, um den Druck in den Sekunden aushalten zu können.“
Kurz vor Mitternacht wird das offizielle Wiegen der Schnupfdöschen beendet und der Sieger bekanntgegeben: Den Pokal räumt der Organisator Knauer vom Schnupfclub Dettenhofen gleich selbst ab, mit 4,988 Gramm hatte er die Nase am vollsten. Sein Team siegt auch in der Gruppenwertung, 19,907 Gramm Tabak haben dessen Männer an diesem Abend verschnupft. Bei den Frauen ist die Mannschaft aus Unterbuch im Landkreis Donau-Ries die stärkste. Doch keine schnupft so gut wie Belinda Winkler: 4,936 Gramm Tabak hatte sie in ihrer Nase deponiert. „Die Frauen sind echte Konkurrenten beim Schnupfen“, meint ein Mann, „wir müssen wirklich aufpassen“.