Die Promi-Geburtstage vom 06. Dezember 2011: Bruce Nauman
New York (dpa) - Roh, provokativ und beklemmend ist die Kunst von Bruce Nauman. Köpfe an Drähten, die wohl enthauptet sein sollen; gehäutete Tierkadaver, die Gewalt gegenüber der Natur anprangern; Tunnel und leere Räume, die den Betrachter mit seinen ureigensten Ängsten konfrontieren.
Der öffentlichkeitsscheue Amerikaner gilt als einer der größten bildenden Künstler der Gegenwart. An diesem Dienstag (6. Dezember) feiert er seinen 70. Geburtstag.
Naumans umfangreiches Werk schließt Bilder, Skulpturen, Installationen, Filme und Videos ein. Er beherrscht die Stilpalette vom kargen Minimalismus bis zur intellektuell-kalkulierenden Konzeptkunst souverän. In den experimentierfreudigen 60er Jahren herangewachsen, nutzt Nauman Fiberglas, Gipsverbände, motorisierte Mobiles und Performance als Ausdrucksmittel, meist um Missstände in Gesellschaft und Natur anzuprangern.
Gleich bleiben seine Themen: Gewalt, Tod, Liebe, Sexualität, Isolation, Entfremdung, Gefühlskälte. „Enttäuschung und Wut über die conditio humana“ hätten ihn ins Atelier getrieben, hat Nauman einmal gesagt. Folglich scheut er kein Tabu, um ins Bewusstsein des Betrachters zu dringen. In dem Video „Bouncing Balls“ (1969) lässt er eine Stunde lang seine Hoden auf dem Boden tanzen. In einem anderen Video, „Violent Incident“ (1982), bringen sich ein Mann und eine Frau nach heftigem Wortstreit gegenseitig um.
In Deutschland machte der US-Künstler 1968 bei der documenta 4 erstmals auf sich aufmerksam. Schon bald wurde er neben Joseph Beuys als einflussreichster und höchstdotierter zeitgenössischer Künstler gefeiert. Sein Neonobjekt „Violins Violence Silence“ (1981) erzielte 2009 bei der Sotheby's-Auktion den Rekordpreis von vier Millionen Dollar (heute knapp drei Millionen Euro).
Nauman gehört zu denen, die ihre Werke in Serie verbreiten. Die Präsenz in Museen weltweit und häufige Ausstellungen machen ihn fast allgegenwärtig. Bemerkenswert ist der seit 2010 im Hamburger Bahnhof in Berlin installierte „Room with My Soul Left Out, Room That Does Not Care“ (Raum ohne meine Seele, Raum, dem das egal ist).
Die Architektur-Skulptur ist ein düsterer Kreuzgang mit karger Beleuchtung, die mittig den Blick in einen übergitterten Keller erlaubt. Auch mit der „Dream Passage“ im selben Museum rückte der Amerikaner seinem Publikum auf den Leib: Ein sich verengender Gang, eine schmale Tür und dann das Ziel, ein von grünen Neonlampen ausgeleuchteter leerer Raum.
Nauman stammt aus einer Kleinstadt in Amerikas Kornkammer, Fort Wayne im Bundesstaat Indiana. Der studierte Mathematiker und Physiker lebt mit seiner Frau, der Künstlerin Susan Rothenberg, zurückgezogen auf einer Pferdefarm in den Bergen von New Mexico. Er bekennt sich als leidenschaftlicher Jäger und angelt auch gern in der Freizeit.