Undankbare Briten: Das „Thank you“ stirbt aus
Der traditionelle Dank wird durch modischere Worte ersetzt — doch viele Briten verzichten sogar ganz darauf.
London. „Sorry“ (Entschuldigung) ist bekanntlich eines jener Wörter, die einem oft nur unter größten Schwierigkeiten über die Lippen kommen. Dem herzlichen „Thank you“ droht nun das gleiche Schicksal. Weil die zwei manierlichen Wörter aus der Mode geraten, bedankt sich jeder dritte Brite mittlerweile mit einem Begriff aus der Umgangssprache — oder gleich gar nicht.
Aus Angst, altmodisch zu wirken, haben sich Millionen Briten das „Thank you“ abgewöhnt. „Cool“, „ta“, „fab“ für fabulous (fabelhaft) und selbst das französische „merci“ werden immer häufiger anstelle des Klassikers benutzt. „Cheers“ als Ausdruck des Dankes ist mittlerweile die gängigste Variante. Und „Cheers“ ist nicht — Besucher seien gewarnt — als Einladung in die Kneipe zu verstehen.
14 Mal am Tag bedanken sich Durchschnitts-Briten, doch 30 Prozent haben sich das „Thank you“ bereits abgewöhnt. Der Begriff, so glauben die Trendsetter, sei zu formal, als dass man ihn im Alltagsplausch verwenden könnte.
Damit hören die schlechten Nachrichten aus der Heimat der Höflichkeit aber noch nicht auf. Die Steigerung der Thank-you-Muffelei: Jeder zweite Brite gesteht, dass er oft ganz auf den Dank verzichtet. Besonders nahestehende Menschen — Familie und Freunde — bekommen diesen Trend zu spüren.
Und obschon alle britischen Schreibwarenläden „Thank-you“-Karten im Zehnerpack anbieten, schickt die Mehrheit lieber eine SMS.
Immerhin: Jeder Vierte lädt Menschen, denen er sich besonders verpflichtet fühlt, zum Essen zu sich nach Hause ein. Was den Gast leider sofort wieder mit der sozialen Last eines Dankesausdrucks belegt . . .