Die Queen tritt etwas kürzer — aber niemals ab
Am Sonntag feiert Elizabeth II. ihr 60. Krönungsjubiläum. Gerüchte über eine Abdankung bremst der Palast routiniert aus.
London. Es gibt etwas zu feiern im Hause Windsor: Die Queen begeht am Samstag ihr 60. Jubiläum ihrer Krönung. Am 2. Juni 1953 hielt die Welt still, als die 26-Jährige in der Westminster Abbey zur Königin des Vereinigten Königreichs gekrönt wurde. Es war nicht der Beginn ihrer Regentschaft, da sie schon 16 Monate zuvor, beim Tod ihres Vaters George VI., auf den Thron gelangte. Doch die Zeremonie diente als ein grandioser Startschuss für eine Herrschaft, die so erfolgreich wie lang ausgefallen ist.
Dennoch oder gerade deswegen fragen sich viele Briten, wie es mit der Monarchie weitergeht. Denn in den letzten Monaten hat sich doch gezeigt, dass man im Alter von 87 Jahren nicht mehr Vollgas geben kann. Im März musste die Queen wegen einer Magen-Darm-Grippe im Krankenhaus behandelt werden und deswegen einen Staatsbesuch in Italien absagen. Es wird Zeit, denkt man im Palast, dass sie etwas kürzertritt.
Es ist ein heikles Thema. Denn alles, was nach Abdankung klingt, ist der Königin ein Graus. Sie hat als Zehnjährige miterlebt, welch ein Desaster die letzte Abdankung war, als ihr Onkel Edward VIII. 1936 auf den Thron verzichtete, um seine Geliebte, die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten. Der Rücktritt löste eine Verfassungskrise aus, führte zu einer langen Diskussion über die Legitimität des Monarchen.
Doch kürzertreten bedeutet, die Nachfolger ins Scheinwerferlicht zu rücken, und die Spekulationen über Abdankung sind schnell zur Hand. Um die zu verhindern, greift man, wie das die Institution der Monarchie schon immer gemacht hat, zu Symbolen. Ein solches war etwa die Balkonszene zur offiziellen Feier des Thronjubiläums im letzten Jahr. Da zeigten sich nicht wie üblich knapp zwei Dutzend Mitglieder der Familie, sondern nur die wichtigsten: die Queen und Prinz Philip, Thronfolger Prinz Charles und Gattin Camilla sowie die nächste Generation, William und Kate.
Die Betonung der „Principal Players“ war auch die Botschaft, als die Queen Anfang Mai das Parlament eröffnete. Erstmals brachte sie ihren ältesten Sohn und seine Frau Camilla mit. Es bedeutete, dass sie nun vollständig angekommen ist und dass die Anfeindungen aus dem Volk, die sie aufgrund der Kontroverse mit Lady Diana erfuhr, Geschichte sind. Und dass Prinz Charles neben seiner Mutter erschien, sollte signalisieren: Dies ist der nächste König, und nicht Prinz William, punktum. Für die Queen gilt: Einmal Monarchin, immer Monarchin, bis zum Ende.