Die Royals waren 2012 in Feierlaune
London (dpa) - 1992 hatte Queen Elizabeth II. als ihr „Annus horribilis“ bezeichnet - damals gingen reihenweise Ehen ihrer Kinder in die Brüche und zu allem Überfluss brannte auch noch Schloss Windsor ab.
2012 war dagegen ihr Jubeljahr.
Der Himmel über England sieht für die 86-Jährige weitaus rosiger aus. Die Queen - inzwischen seit 60 Jahren auf dem Thron - erlebt mit der gesamten Monarchie einen dritten Frühling.
Nie zuvor in der jüngeren Geschichte stand das britische Königshaus besser da, selten gab es mehr Zustimmung aus aller Welt und vor allem aus der Heimat für die Windsors. 80 Prozent der Briten wollen auch in Zukunft eine Königin oder einen König als Staatsoberhaupt.
Die Feiern zu ihrem Diamantenen Thronjubiläum im Juni und die vielen Auslandsreisen der Royals in die 15 Staaten der Welt, in denen Elizabeth außer in Großbritannien noch immer Staatsoberhaupt ist, haben eines gezeigt: Die Monarchie, mit ihren scheinbar überkommenen Riten und Bräuchen, steht fester auf dem Boden der Neuzeit, als viele Kritiker noch vor wenigen Jahren wahrhaben wollten. Das Königshaus hat es geschafft, nicht mehr in einem Atemzug mit Ehekrisen, Rosenkriegen und verkorksten Karrieren genannt zu werden. Vielmehr werden die Windsors im krisengeschüttelten Großbritannien als Fels in der Brandung wahrgenommen.
Mit der Hochzeit von Queen-Enkel Prinz William und seiner Kate im April 2011 hatte die Charme-Offensive begonnen. Aus den verkrusteten Strukturen rund um den Buckingham Palast kamen plötzlich etwas offenere Töne. Prinz Charles, lange Zeit als sperriger Thronfolger im Wartestand wahrgenommen, moderierte auf einmal voller Offenheit und Humor live in der BBC den Wetterbericht. Prinz Andrew, jahrelang nur wegen seiner Frauengeschichten über die Küsten der Insel bekannt, seilt sich für einen guten Zweck von Westeuropas höchstem Wolkenkratzer ab.
Bei den Olympischen Spielen in London warb Großbritannien mit allem, was es hatte, um Sympathien in der Welt - natürlich auch mit den Royals. William und Kate nahmen einen Marathon über die Tribünen sämtlicher Stadien auf sich, Queen-Enkelin Zara Phillips (31) bestach als Mitglied des „Teams GB“ und holte Silber mit den Vielseitigkeitsreitern. Und die Queen selbst? Sie sorgte schon zur Eröffnung für einen Paukenschlag, als sie an der Seite von „007“ Daniel Craig erstmals in einem Film schauspielerte - quasi als „Bond-Girl“.
Die Wermutstropfen des royalen Jahres 2012 sind rar - sieht man einmal vom Tod des Corgi-Hündchens „Monty“ ab. Prinz Philip musste im Alter von 91 Jahren einsehen, dass er nicht der Jüngste ist - erst war es das Herz, dann die entzündete Blase, die ihn ans Bett fesselten. Prinz Harry, ließ sich in Las Vegas nackt beim Strip-Billard fotografieren. Dass er gleich anschließend als Hubschrauber-Copilot der Royal Air Force in Afghanistan einrückte, hat ihm die Sympathien seiner Landsleute gerettet.
Und dann ist da noch Kate: Im Liebesurlaub mit William (30) in Südfrankreich lichtet ein Fotograf sie oben ohne auf einer Sonnenliege ab. Die Fotos der barbusigen Herzogin von Cambridge gingen im Internet in Windeseile um die Welt. „Hat sie nichts gelernt?“, fragten sie viele in Großbritannien, angesichts der Paparazzi-Fotos, die etwa von ihrer Tante Sarah „Fergie“ Ferguson und auch von Prinzessin Diana, der Mutter ihres Ehemannes William kursierten? Doch Kate hat es überstanden und alle blicken nun auf sie als werdende Mutter. Anfang Dezember wurde die Schwangerschaft offiziell verkündet.
Die Queen selbst steuert jetzt auf einen ewigen Rekord zu: Wenn sie bis zum 10. September 2015 auf dem Thron bliebe, hätte sie ihre Ururgroßmutter Victoria überrundet und würde die Monarchin mit der längsten Regentschaft in der britischen Geschichte. Ihr ältester Sohn Prinz Charles ist schon Rekordhalter: Im Alter von 64 Jahren ist er bereits seit sechs Jahrzehnten Thronfolger - länger als jeder andere. „Mir läuft langsam die Zeit davon“, sagte er vor kurzem - allerdings wohl in Bezug auf die Renovierung eines alten Herrenhauses.