Die Sache mit der Maus: Diddl wird 20

Diddl! Es gab Zeiten, da reichten diese fünf Buchstaben aus, um Kinder begeistert jubeln und Eltern genervt stöhnen zu lassen. Die Plüschmaus mit den viel zu großen Füßen hatte einen wahren Hype ausgelöst. Ihren 20. Geburtstag hingegen feiert sie in aller Stille.

Geesthacht (dpa) - Langbeinige Models verdrängen die großfüßigeDiddl-Maus: Um die einst so populäre Comicfigur ist es ruhig geworden.Wo früher Verkaufsregale mit Produkten rund um die Plüschmausüberquollen, hat Diddl offensichtlich den Rückzug angetreten.Stattdessen liegen dort immer häufiger Model-Anmalblöcke und diverseUtensilien rund um die Glamourgirls.

Die Depesche Vertrieb GmbH inGeesthacht bei Hamburg gibt sich zugeknöpft - dabei feiert Diddl indieser Woche (24. August) seinen 20. Geburtstag. Vor fünf Jahren hattedas Unternehmen noch zu Ehren seines Plüschmäuserichs eine großeGeburtstagstour gestartet.
Interviews gebe man generell nicht mehr, heißt es bei der Firma imKreis Herzogtum Lauenburg. Und Zeichner Thomas Goletz habe sich ohnehinnur ein einziges Mal interviewen lassen - für das Diddl-Heft "Käseblatt".

Darin erzählte der Grafiker, dass Diddl wohl schon immerin ihm geschlummert und sich am 24. August 1990 aufs Zeichenpapiergeschlichen habe. "In den allerersten Zeichnungen war Diddl allerdingsein Känguru, noch ohne Namen, aber bereits mit seiner bekanntenLatzhose", sagte er. "Doch bald darauf beschloss ich, das Kerlchen vielviel kleiner und handlicher zu zeichnen, damit ich es besser in eineKaffeetasse oder ein Käsestück hineinsetzen konnte. So wurde aus demKänguru Diddl, die Springmaus."

Diddl wurde begehrtes Sammel- und Tauschobjekt - und Kult: Die lautSteckbrief "dreikäsehochfünfzig" große Maus zierte Blöcke, Briefpapier,Tage- und Freundebücher, Kaffeebecher, Bettwäsche und Schulranzen. Balderhielt Diddl Freunde wie Diddlina, Pimboli und Galupy - das "Käsekuchenland" expandierte. Schulhöfe von Grundschulen verwandeltensich in den Pausen zeitweise in wahre Tauschbörsen.

Und nicht nurKinder fanden an den Figuren Gefallen, auch jüngere oder gar ältereFrauen ließen die "ach soo süüüße" Plüschmaus an ihren Rucksäcken undTaschen baumeln. Von einer "Epidemie" sprach der "Spiegel", und die "Zeit" schrieb: "Von Norden her kam die Maus wie eine Feuerwalze überDeutschland."

Das "Phänomen Diddl" faszinierte, war es doch ganz ohne Comic oderZeichentrickserie entstanden und hatte sogar bisweilen "Micky Maus" aufder Beliebtheitsskala überholt. Selbst einen eigenen Diddl-Sprechentwickelte man "edelgoudafein" und "spitzespannend".

Die Firma mit derMaus, von Kjeld Schiøtz 1985 gegründet, wuchs. Hinter dem Erfolg derSpringmaus steckte eine ausgeklügelte Werbestrategie: Im Lizenz-Geschäft mit Spielwaren werden Figuren von Anfang an so konzipiert,dass sie sich so vielseitig wie möglich vermarkten lassen, erklärtenExperten.

Wie viel Umsatz Diddl Depesche gebracht hat oder noch bringt, verrätdas Unternehmen ebenso wenig wie andere Zahlen. Ob Diddl denninzwischen out sei und ihm zum Beispiel die hauseigenen "Top Models"den Rang abgelaufen hätten, will man ebenfalls nicht beantworten.

Undzum Geburtstag gibt es dann auch nur einen Relaunch der "Käsepäitsch"(wie Fans die Diddl-Homepage nennen) - keine große Feier oder garTournee. Eher sogar bescheiden gibt man sich im Gückwunschschreiben aufder Unternehmensseite im Internet: Diddl wolle niemals als Superstargesehen werden, heißt es dort. Das klingt alles andere als "granatengrandios".