Die staatstragende Betonfrisur von Königin Beatrix
Amsterdam (dpa) - Die Betonfrisur von Königin Beatrix ist legendär. Sohn Willem-Alexander hat in dieser Hinsicht deutlich weniger zu bieten und soll sich deshalb einen Bart wachsen lassen.
Wenn Königin Beatrix für eine Sache bekannt ist, dann für ihre haubenartige Betonfrisur. Sie ist damit seit Jahrzehnten auf Briefmarken und Geldstücken zu sehen, erst auf Gulden, dann auf Euro-Münzen. Die Silhouette ihres Kopfes wurde unverwechselbar, ein Symbol für Stabilität und Verlässlichkeit.
Die Staatsporträts der Königin, die alle öffentlichen Gebäude, und auch viele Firmensitze und Kulturstätten in den Niederlanden schmücken, konnten deshalb im Laufe der Jahrzehnte immer abstrakter werden. Zur Wiedererkennung reicht eine einzelne Linie, die die Umrisse des königlichen Hauptes nachzeichnet.
Deshalb wäre es auch undenkbar gewesen, die Frisur zu ändern. Niederländische Kommentatoren haben immer wieder gewarnt, dass dies geradezu eine Staatskrise, zumindest aber einen Einbruch der Aktienkurse heraufbeschwören würde. Fest steht, dass Beatrix eine der wenigen Konstanten im Leben von Millionen Niederländern ist.
Als sie 1980 Königin wurde, gab es noch Schreibmaschinen, Plattenspieler und die Berliner Mauer. Fast alles hat sich seitdem geändert, nur nicht die Frisur des Staatsoberhaupts. Und egal welche Katastrophen über die Niederlande hereinbrachen, ihre Haarpracht erwies sich als krisenfest. Selbst bei Besuchen in sturmgepeitschten Überschwemmungsgebieten hielt die Föhnfrisur. Für viele ihrer Untertanen war das außerordentlich beruhigend. Solange Beatrix die Haare nicht durcheinandergerieten, konnten die Niederlande noch nicht ernsthaft bedroht sein.
Beatrix trägt ihre Frisur schon seit fast 50 Jahren. „Het Beatrixkapsel“ (die Beatrix-Frisur) wurde 1966 zu ihrer Hochzeit mit Prinz Claus entworfen. Wie oft sie wiederhergerichtet werden mus, wird wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Vermutlich alle zwei Tage, sagen Friseure. Während von Angela Merkel kürzlich noch Urlaubsfotos veröffentlicht wurden, die sie lässig unfrisiert zeigen, gestand sich Beatrix selbst in persönlichen Schicksalsstunden keine Schwäche zu.
Der am Dienstag (30. April) anstehende Thronwechsel bedeutet frisurenmäßig einen deutlichen Abstieg. Wie um den Niederländern über diesen Schock hinwegzuhelfen, werden Beatrix und Willem-Alexander zunächst noch zusammen auf der Rückseite niederländischer Zwei-Euro-Münzen abgebildet. Denn Willem-Alexander, der als unkompliziert bekannt ist, hat nichts anderes als einen Kochtopf-Schnitt. Schon vor vielen Jahren forderte eine Werbeberatung: „Sofort zum Friseur! Er muss diesen holländischen Eierkopf los werden!“ Aber diesen Rat hat der Prinz nie beherzigt.
Deshalb ist nun auf Facebook eine große Kampagne in Gang gekommen, die dafür wirbt, dass sich Willem-Alexander zumindest einen Bart wachsen lässt. Das würde seinem dickbackigen „Blotebillengezicht“ (Nackter-Popo-Gesicht) gut bekommen und einfach mehr hermachen, heißt es. Auf der Facebook-Seite kann man sich auf Fotomontagen schon mal ansehen, wie Willem-Alexander mit Bart aussehen würde. Bartwuchs sei bei ihm auf jeden Fall vorhanden, analysierte die Zeitung „NRC Handelsblad“ und riet ihren Lesern, mal auf sein Kinn zu zoomen.
Der Thronfolger greift jedoch weiter zum Rasierer. Er will nicht. Die Niederländer werden sich damit abfinden müssen, dass die königlichen Haare künftig keinen Halt mehr bieten werden.