Voyager-Sonden Flaschenpost an die Aliens
Letzte Mission der Voyager-Sonden: Die Menschheit stellt sich vor. Schlechte Eigenschaften werden dabei verschwiegen.
Lange werden sie nicht mehr senden, die mittlerweile mehr als 20 Milliarden Kilometer von der Erde entfernten Raumsonden. Wenn die in den 1970er Jahren von der Nasa gestarteten Voyager 1 und 2 ihren wissenschaftlichen Forschungsauftrag, das Studieren von Himmelskörpern und das Senden der Ergebnisse auf die Erde, erledigt haben, gibt es noch eine letzte Mission. Und die hat etwas mit der erhofften Kontaktaufnahme zu Außerirdischen zu tun. Beide Sonden, die dann auch weiterhin mit über 50 Stundenkilometern durchs Weltall rasen werden, tragen eine gleich lautende Botschaft ins All, eine interstellare Flaschenpost sozusagen.
Durch Aluminiumhüllen vor Mikrometeoriten geschützt, transportiert jede Sonde eine mit Gold überzogene Kupferplatte zuzüglich Abspielgerät. Auf den Bild-Ton-Platten, deren Lebensdauer auf eine Milliarde Jahre geschätzt wird - wenn sie nicht vorher durch eine Kollision zerstört werden - stellen sich die Bewohner der Erde möglichen Außerirdischen vor. Denjenigen also, die die Flaschenpost eines Tages aus dem All fischen könnten. Da sind Bilder arbeitender Menschen, spielender Kinder, Fotos von Tieren, Pflanzen, Städten. Geräusche wie das Singen der Vögel und Musik oder die Brandung des Meeres.
Ihre negativen Seiten verschweigt die Menschheit lieber
Der 1996 gestorbenen Astronom Carl Sagan hatte den Auftrag, all das zusammenzustellen, was typisch für unseren Planeten ist. Dabei gab es so manche Schwierigkeit: Wissenschaftliche Zeichnungen über die Anatomie des Menschen durften mit auf die Reise geschickt werden, nicht aber das Foto eines nackten Mannes, Hand in Hand mit einer Schwangeren. Die Nasa fürchtete Pornografie-Proteste im prüden Amerika der 1970er Jahre.
Noch weitere Kompromisse musste Sagan eingehen. Bilder von Krieg, Zerstörung, Atombombenexplosionen wurden weggelassen, weil man Empfängern unsere Friedfertigkeit signalisieren wollte. Eine doch arg geschönte Nachricht angesichts der Realitäten auf dem blauen Planeten, wo Millionen Menschen auf der Flucht vor ihresgleichen sind. Wo gerade jetzt wieder die Brutalität des Krieges und das, was sich die Menschen gegenseitig antun, offenbar wird. Aber wer weist schon auf seine schlechten Seiten hin, wenn er sich einem anderen vorstellt?
Es gab damals die Diskussion, ob wir nicht zu viel von uns verraten, wenn wir unsere Schwächen aufdecken. Eine böswillige außerirdische Zivilisation, so fürchtete man, könnte das ausnutzen. Enthalten ist in der von den Sonden transportierten Botschaft nämlich auch eine „astronomische Landkarte“, anhand derer die Position der Erde im All ersichtlich ist. Das mache es Angreifern doch leicht, über uns herzufallen, so der Vorwurf damals. Doch Carl Sagan wischte dieses Argument beiseite. Die Erde habe ihre Position angriffslustigen oder friedfertigen Außerirdischen längst durch die ins All abgestrahlten Rundfunkwellen verraten.
Und so mag in fernster Zeit auch die Aufzeichnung der Stimme des damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter irgendwo da draußen abgespielt werden. Die von ihm geäußerte Hoffnung: eines Tages „einer Gemeinschaft von Milchstraßen-Zivilisationen beizutreten“. United States of Milky Way sozusagen: ein frommer Wunsch, an dessen Verwirklichung man kaum glauben mag. Oder auch nicht. Wenn man den verschämt auf den Platten verschwiegenen Hass bedenkt, mit dem sich die Erdenmenschen immer noch die Köpfe einschlagen.
Es steckte viel Idealismus, viel gute Absicht dahinter, als Sagan und ddie Nasa das Projekt starteten. Aber wirklich realistisch ist eine Informationsübermittlung auf diesem Wege wohl kaum. Undselbst wenn jemand die Botschaft fände - könnten wir überhaupt davon ausgehen, dass die Wesen dieser Zivilisation Sinnesorgane ähnlich den unseren haben, um die Bilder zu sehen und die Musik zu hören? Schon Lebewesen auf der Erde trennt so viel, dass sie nie miteinander kommunizieren können. Andererseits: Wer in der Lage ist, die Botschaft aus dem All zu fischen, dem dürfte einiges Entschlüsselungs-Verständnis zuzutrauen sein.
Vielleicht kommt es ja auch ganz anders: die Nachfahren der Erdenmenschen, die bis dahin ganz andere Regionen des Alls besiedelt haben werden, finden die interstellare Flaschenpost. Und wundern sich, wie es einst auf ihrem Heimatplaneten aussah.