Die weltweite Kissenschlacht

Spass Aktion: Mehr als 500 Flashmobber treffen sich am Samstag in Köln vor dem Dom. Auch in Düsseldorf fliegen die Daunen.

Köln/Düsseldorf. Fast wie im Schneegestöber fühlen sich viele Touristen, als sie am Samstagnachmittag am Dom vorbeikommen. Pünktlich zum Gongschlag um 16 Uhr packen vor dem Hauptportal unzählige junge Leute plötzlich ihre Kissen aus den Plastiktüten und Rucksäcken. Es beginnt die wohl größte Kissenschlacht Kölns.

"Wir haben extra heute morgen noch bei Ikea 20 Kissen gekauft, dass jeder von uns mitmachen kann", sagt Steffi Schulz aus Euskirchen. Von den Investitionen ist jetzt gegen 16.30 Uhr nur noch wenig übrig. "Das ist aber nicht schlimm. So viel Spaß hatten wir schon lange nicht mehr", freut sich die Studentin.

Über das Internet hatte sie von der sogenannten Flashmob-Aktion erfahren. Darunter versteht man scheinbar spontane Treffen auf öffentlichen Plätzen, die in der Regel nicht wirklich Sinn machen und keinen bestimmten Zweck verfolgen. Bananenduelle oder das Leerkaufen von Fastfood-Ketten gehören genauso dazu wie das gemeinschaftliche Erstarren von Menschen.

In der Regel dauert das ganze Spektakel nur wenige Augenblicke. Denn Flash bedeutet Blitz und Mob Masse, die so blitzartig verschwindet wie sie gekommen ist. Die erste Spaßaktion gab es 2003 in New York, wo 200 Teilnehmer ein Luxushotel stürmten und die irritierten Hotelgäste beklatschten. Inzwischen werden die Aktionen gerade bei Jugendlichen immer beliebter.

Am Samstag war es der "International Pillow Fight Day", der Flashmob-Fans weltweit zu den Kissen greifen ließ. In Atlanta und Porto flogen die Daunen genauso wie in Warschau oder Santiago de Chile. In Deutschland waren Stuttgart, Hamburg und Düsseldorf die Schauplätze der Kissenschlachten. Auf dem Burgplatz trafen sich am Samstag rund 150 Flashmobber auf dem Burgplatz und starteten punkt 15 Uhr nach dem Pfiff auf einer Trillerpfeife die Spaßaktion.

Die Regeln sind dabei so einfach wie praktisch. Jeder der ein Kissen mitgebracht hat, darf mit dem Gongschlag auf andere Kissenbesitzer einschlagen. Aufgerufen zur den Aktionen vor dem Dom und am Schlossturm hatte die Internetplattform StudiVZ. Während die Kissen in Düsseldorf nur knapp zwei Minuten flogen, finden sich in Köln auch kurz vor 17 Uhr noch einzelne Teilnehmer, die sich die Kissen um die Ohren hauen.

"Für mich ist so eine Aktion einfach eine Möglichkeit, mal ein paar Minuten völlig abzuschalten und alles um mich herum zu vergessen", sagt Michael Weber. Er ist extra aus Hannover zur Kölner Kissenschlacht angereist. "Das letzte Mal, dass ich so etwas gemacht habe, war mit fünf Jahren, als ein paar Schulkameraden bei mir übernachten durften", sagt der Auszubildende.

Das, was von der großen Kissenschlacht übrig bleibt, stößt auf unterschiedliche Reaktionen. "Um das wieder sauber zu bekommen, müssen wieder Steuergelder aufgewendet werden. Das kann man sich doch in Krisenzeiten gar nicht leisten. Ich finde das unmöglich", wettert eine ältere Dame beim Blick auf die Daunen, die inzwischen die Domplatte knöcheltief bedecken. "Wenn ich jünger wäre, hätte ich ja mitgemacht. Aber ich habe vor ein paar Wochen ein neues Hüftgelenk bekommen", sagt Ilse Krause (77) lachend.

Die Federn sind inzwischen in den Dom genauso vorgedrungen wie in den Bahnhof oder in die Hohe Straße. "Hoffentlich dauert es nicht zu lange bis zur nächsten Runde. Ich habe noch genug Kissen", zeigt sich Sophie (12) sichtlich enttäuscht, als sich die Domplatte gegen 17 Uhr fast komplett geleert hat und die Stadt damit beginnt, den Müll zu entsorgen. Auf den Kosten dafür bleibt sie sitzen, wenn nicht der Veranstalter ausfindig gemacht werden kann.