Mit Spraydosen beladen Drei Güterwaggons brennen lichterloh - wichtige Bahnstrecke wohl länger gesperrt

Unkel · Wieder steht ein Zug in Flammen. Drei mit Spraydosen beladene Güterwaggons fangen Feuer. 60 Anwohner müssen vorsorglich ihre Häuser verlassen. Die wichtige rechtsrheinische Bahnstrecke könnte längere Zeit blockiert sein.

Nach dem Brand von vier Güterzugwaggons sind Bahnmitarbeiter mit der Bergung und der Reparatur der Strecke beschäftigt.

Foto: dpa/Thomas Frey

Drei Güterwaggons mit Spraydosen und Kosmetikartikeln sind im rheinland-pfälzischen Unkel in Flammen aufgegangen. Immer wieder explodierten Haarspraydosen und flogen durch die Luft, berichtete ein Sprecher der Bundespolizei. Die Feuerwehr war in der Nacht zum Donnerstag in der Kleinstadt am Rhein nahe der nordrhein-westfälischen Landesgrenze mit einem Großaufgebot von 165 Kräften im Einsatz, um den Brand zu löschen. Die Flammen waren Augenzeugen zufolge auch von der anderen Rheinseite aus zu sehen.

Rund 60 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen, etwa 25 von ihnen wurden betreut. Erst am Morgen konnten sie zurückkehren. Der Einsatz habe insgesamt rund zehn Stunden gedauert, sagte Ingo Fick von der Einsatzleitung. Ein Feuerwehrmann wurde bei den Löscharbeiten leicht verletzt.

Bahnstrecke länger gesperrt

Die Dauer der Sperrung war zunächst unklar. Ein Sprecher der Bundespolizei sprach von vermutlich mehreren Tagen. Die Deutsche Bahn teilte am Donnerstagnachmittag mit: „Eine Freigabe der rechtsrheinischen Bahnstrecke ist vorerst nicht absehbar.“ Eine Prognose könnten die Experten der Bahn geben, sobald die beschädigten Güterwagen abtransportiert und eine Begutachtung der Schäden möglich sei. Es sei davon auszugehen, dass die Aufräumarbeiten über das Wochenende dauerten.

Mit weiteren Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs in der Region sei zu rechnen. Die Bahn richtete nach eigenen Angaben einen Schienenersatzverkehr mit Bussen und Taxis ein. Die Güterzüge würden auf die linksrheinische Strecke umgeleitet. Daher komme es bei den Fernzügen zu Ausfällen zwischen Koblenz und Köln sowie zu Verspätungen. Die rechtsrheinischen Gleise sind der Deutsche Bahn zufolge Teil von Europas meistbefahrener Güterzugstrecke Genua-Rotterdam.

Bremsen wohl heißgelaufen

Es spreche viel dafür, dass sich die Bremsen des Zugs der Privatbahn festgefahren hätten und heiß gelaufen seien, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Dadurch hätten die Radreifen geglüht und Funken gesprüht. Die genaue Ursache des Feuers werde aber noch ermittelt. Fremdverschulden sei auszuschließen.

Die Höhe des Schadens war zunächst unklar. Die Betreiber der privaten Bahn, die BayernBahn GmbH in Nördlingen, äußerte sich zunächst nicht. Die Flammen beschädigten auch die Umgebung, etwa eine Lärmschutzwand, die Oberleitung und Rollläden von nahen Häusern. Ein Übergreifen auf die Wohngebäude habe aber nicht gedroht, sagte ein Sprecher der Bundespolizei.

Nach ersten offiziellen Meldungen hatte ein entgegenkommender Lokführer die brennenden Waggons bemerkt und die Notfallleitstelle der Deutschen Bahn verständigt. Der Zug stoppte daraufhin in Unkel. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte am Donnerstag allerdings, es sei vorerst nicht sicher ermittelt, wer den ersten warnenden Hinweis gegeben habe. Der Zugverkehr zwischen dem rheinland-pfälzischen Linz am Rhein und dem Rhöndorfer Bahnhof in Nordrhein-Westfalen wurde eingestellt.

Das Feuer erinnert an den Brand eines ICE bei Dierdorf in der Nähe von Neuwied Mitte Oktober. Diesen hatte ein technischer Defekt ausgelöst. 510 Passagiere wurden aus dem stehenden Zug gebracht.

(dpa)