Drei Tote in vier Tagen beim Baden in der Ostsee

Rostock/Stralsund (dpa) - Die Urlaubssaison an der Ostsee ist innerhalb weniger Tage von mindestens drei tödlichen Bade-Unfällen überschattet worden. In vier Tagen starben allein in Mecklenburg-Vorpommern zwei Kinder und ein 72-Jähriger, wie die Polizei mitteilte.

Zuletzt war am Mittwochabend am Strand von Warnemünde ein Elfjähriger aus Rostock tot geborgen worden. In Heringsdorf auf Usedom verunglückte am vergangenen Wochenende eine 31-Jährige mit ihrem Sohn - der Neunjährige starb, die Mutter schwebt noch in Lebensgefahr. Die Kraft der Ostsee werde von vielen unterschätzt, sagte Yvonne Hanske von der Polizei in Rostock.

Seit Mai sind in Mecklenburg-Vorpommern mindestens fünf Menschen beim Baden ums Leben gekommen, vier von ihnen in der Ostsee. Ein 48 Jahre alter Kajakfahrer wird laut Wasserschutzpolizei noch vermisst. Eine Statistik über die Unfälle liegt noch nicht vor. Auch aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen gibt es noch keine aktuellen Zahlen über Unfälle in der Nord- und Ostsee.

Im vergangenen Jahr starben nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Mecklenburg-Vorpommern 30 Menschen beim Baden, neun mehr als 2011. Bundesweit ertranken den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 383 Menschen.

Nach dem jüngsten Todesfall, dem Elfjährigen, der in Warnemünde ertrank, hat die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an die Menschen appelliert, die einfachsten Baderegeln zu beachten.

Nach den Worten von Mecklenburg-Vorpommerns Landesreferent Thomas Powasserat, der in Warnemünde die Suche nach dem Jungen eingeleitet hatte, war wegen starken Windes und Wellengangs das Baden verboten. „Wir haben rote Flaggen gesetzt, es gab Lautsprecherdurchsagen“, sagte er. Schilder erklärten an den Stränden die Bedeutung der Flaggen. Viele Badegäste ignorierten dies jedoch.

Manche Eltern gingen selbst mit kleinen Kindern ins Wasser, sagte Powasserat. Wenn Rettungsschwimmer die Menschen ansprächen oder aus dem Wasser holten, bekämen sie Antworten wie „Ich entscheide selbst, wann ich baden gehe“ oder sogar „Das sind meine Kinder“.

Der elfjährige Rostocker, der das Baden trotz Verbots mit dem Leben bezahle, war mit seinem älteren Bruder und zwei Freunden nahe der Mole ins Wasser gegangen. Dort sei das Baden wegen schwieriger Strömungsverhältnisse grundsätzlich verboten, sagte Powasserat. Die drei anderen seien rechtzeitig aus dem Wasser gekommen, weil die Wellen sie umgerissen hätten. Die Jungs hätten selbst die Polizei und die Rettungsschwimmer alarmiert, als sie den Elfjährigen vermissten.

60 Einsatzkräfte suchten demnach fünf Stunden nach dem Kind. Die Leiche wurde Stunden später etwa 600 bis 700 Meter von der Unglücksstelle entfernt gefunden.