Drogen-Oma wollte Sucht des Sohnes finanzieren
Wuppertal/Solingen. Deutschlands wohl älteste Drogendealerin (85) ist vermutlich aus falsch verstandenem Familiensinn in den kriminellen Sumpf gerutscht. Hintergrund der Tat könnte sein, dass die Seniorin die Drogensucht ihres 50 Jahre alten Sohnes und ihres Enkels (28) - beide sind mitangeklagt - finanzieren wollte, sagte ihre Anwältin am Dienstag.
Die geständige alte Dame, ihre beiden Nachkommen sowie zwei weitere Angeklagte müssen sich vor dem Landgericht in Wuppertal wegen Drogenhandels verantworten. Die Bande soll in Solingen einen schwunghaften Handel mit Heroin betrieben haben.
Der 50-Jährige und sein Sohn gelten als Kopf der Bande. Die 85-Jährige und ein 29 Jahre alter Mann, der am zweiten Prozesstag von der Polizei in einem Spezialrollstuhl vorgeführt wurde, sollen die Drogen aus den Niederlanden eingeschmuggelt haben.
Zu den Vorwürfen machten die Angeklagten vor Gericht zunächst keine Angaben. Im Falle von Geständnissen stellte die Staatsanwaltschaft dem Quintett Haftstrafen zwischen zweieinhalb und elf Jahren in Aussicht: sechs Jahre für die 85-Jährige, 11 Jahre für ihren 50-jährigen Sohn und neun bis neuneinhalb für den 28-jährigen Enkel. Auf den 29-jährigen Rollstuhlfahrer kämen sieben Jahre zu, die 28-jährige Freundin des Enkels muss mit zweieinhalb Jahren rechnen.
Ob das hohe Alter der Seniorin Auswirkung auf das Strafmaß haben könnte, ließ der Vorsitzende Richter am Dienstag offen. Eine Höchstgrenze von zwei Jahren und damit noch bewährungstauglich sei angesichts der Vielzahl der angeklagten Fälle für die 85-Jährige sehr gewagt, so das Gericht.
„Das sind Straftaten, die nicht mit einem Jahr und zehn Monaten oder zwei Jahren auf Bewährung vom Tisch zu wischen sind.“ Dennoch sei man sich der besonderen Situation bewusst. Der Prozess wird fortgesetzt. Mit einem Urteil wird Ende März gerechnet.