Dschungelcamp: Der Bildschnitt macht den König
Alles ist echt, es gibt kein Drehbuch für die Promi-WG! Sagt eine Insiderin, die 2009 mit im Busch war. RTL beeinflusst dennoch.
Düsseldorf. Endlich Ruhe, das werden sich nicht nur einige Tiere im australischen Dschungel denken. Denn am Samstag ist das Finale des Promicamps. Eine Frage aber bleibt für Dschungelfans und -hasser gleichermaßen: Sind die Szenen echt oder streiten sich die Bewohner nach Drehbuch? Rainer Langhans trat nach seinem Rauswurf nach und behauptete, der Sender zeige nicht, was die Gruppe dort tatsächlich erlebt habe.
Linn Honsel hält dagegen. Die 27-Jährige Modeagentin aus Düsseldorf war beim vergangenen Dschungelcamp 2009 als Redakteurin dabei. „Es gibt keine Regieanweisungen für die Promis“, sagt sie. Allerdings, fügt sie hinzu, bewiesen einige Prominente schauspielerisches Können und verfolgten ihr eigenes Drehbuch.
So flüsterte Ex-Boyband-Sänger Jay Khan seiner Mitbewohnerin Indira einen regelrechten Spielplan für eine Kussszene im Tümpel ins Ohr. Im Sinne der Quote zeige RTL im Zusammenschnitt bewusst solche Szenen oder mindestens genau so gern Streit. „Langweilige Dialoge will keiner sehen“, sagt Honsel.
Katy Karrenbauers Satz von Donnerstagabend: „Ich höre schon die Autobahn brummen“ wurde nicht rausgeschnitten, der Kommentar zu ihrem eventuellen Abschied bei der Entscheidung war live. Er schürte neue Gerüchte, dass hinter dem Camp eine große Straße entlanglaufe, eine Ex-Camperin behauptet das seit Jahren.
„Das stimmt nicht. Das TV-Team muss jeden Tag zwei Stunden mit dem Bus und noch einmal zwei Stunden mit einem Geländewagen fahren, um in den Dschungel zu kommen“, sagt Linn Honsel. Das Camp liege wirklich in einem Urwald, in dem es giftige Schlangen und Spinnen gebe und nicht wie behauptet in einem künstlich angelegten Areal auf einer Bananenplantage.
Und wer glaubt, wenn die Kameras aus sind, würden den Promis Steaks und andere Leckereien gereicht, liegt falsch. Der Hunger ist fester Bestandteil des Senderkonzepts, behauptet Honsel. „Mit knurrendem Magen lässt es sich besser streiten.“ Harmonie ist schließlich das Letzte, was der Privatsender gebrauchen kann.
Bleibt abzuwarten, welcher Kandidat am Samstagabend neuer Dschungelkönig wird — drei sind noch im Rennen. Dass RTL, wie Langhans behauptet, die Wahl „gewaltig“ beeinflussen würde, dementiert Honsel energisch. Aber es bezweifelt wohl niemand, dass Schnitt und Bildauswahl den König machen.