Du guckst den Tatort? Wie unsympathisch!

Forscher haben herausgefunden, dass sich Menschen mit unterschiedlichen Fernseh-Vorlieben eher nicht so gut leiden können.

Düsseldorf. Sage mir, was du guckst, und ich sage dir, wer du bist. Wie Musikgeschmack, Kleidungsstil oder Hobbys können auch die Fernsehvorlieben eines Menschen eine ganze Menge darüber aussagen, mit wem man es zu tun hat.

Wer anspruchsvolle französische Filme oder die Sender Arte und 3sat ganz vorne auf seiner Fernbedienung gespeichert hat, kann kein ganz Dummer sein. Wer sich jedes Fußballspiel anschaut, hat zweifellos eine Affinität zum runden Leder.

Dass die Fernsehnutzung eines Menschen aber auch darüber mitentscheiden kann, ob wir jemanden sympathisch oder eher unsympathisch finden, hat jetzt eine Studie des Medienwissenschaftlers Helmut Scherer herausgefunden.

Dabei haben der Professor und seine Mitarbeiter ermittelt, dass es weit weniger entscheidend ist, ob zwei Menschen tatsächlich die gleichen Fernsehvorlieben haben.

Es ist der wechselseitigen Sympathie zwar durchaus förderlich, wenn zwei Menschen dieselben „Tatort“-Ermittler gut finden, maßgeblicher aber ist, wenn die Fernsehvorlieben des Gegenübers von den eigenen abweichen. In diesem Fall ist die Chance groß, dass man sich nicht riechen kann.

Deshalb raten die Forscher aus Hannover dringend davon ab, einer neuen Bekanntschaft sofort auf die Nase zu binden, dass man Veronica Ferres für eine tolle Schauspielerin hält, seit 1985 keine Folge der „Lindenstraße“ verpasst hat, Harald Schmidt gut findet oder sich die ganze Woche auf Sandra Maischberger freut.

„Ein Rat an den, der versucht, andere zu beeindrucken, könnte lauten: Sag mir lieber nicht, was du gern im Fernsehen siehst, sonst riskierst du, dass ich dich nicht mag“, lautet das nüchterne Fazit der Studie mit dem schönen Titel „Macht Mediennutzung sympathisch?“

Die ernüchternde Schlussfolgerung der Medienwissenschaftler: Aufgepasst beim Gesprächsthema Fernsehen, es könnte sich als Stolperfalle erweisen. Denn Menschen, die unterschiedliche Fernsehvorlieben haben, sind schnell dazu geneigt, sich nicht leiden zu können, während Übereinstimmungen beim TV-Konsum kaum Sympathiepunkte bringen.

Wer seinen Mitmenschen auf die Nase bindet, was er gerne guckt, kann „die Meinung der anderen über sich höchstens verschlechtern, nicht aber verbessern“, wie es in der Studie heißt.