Düsseldorfer Autorin nimmt in ihrem Thriller den Organskandal vorweg

Aus der Fiktion der Düsseldorfer Autorin Stephanie Koch wurde in Göttingen Realität.

Düsseldorf. Als Stephanie Koch am Freitagabend die Nachrichten schaute, war sie wie elektrisiert. „Ich konnte es kaum glauben“, beschreibt die Düsseldorferin den Moment, als sie vom Göttinger Organspendeskandal erfuhr. Was die Autorin sah, war fast eine Inhaltsangabe ihres eigenen Thrillers, für den sie bereits vor der Veröffentlichung viel Kritik einstecken musste.

Was vielen Verlagen die Schweißperlen auf die Stirn trieb, ist die Vorstellung, dass eine kriminelle Organisation die umfassenden medizinischen Datenbanken des deutschen Gesundheitssystems hacken könnte, um an Organe für die Superreichen in aller Welt zu kommen. So ähnlich, wie jetzt in Göttingen.

„Den meisten Verlagen war das Thema einfach zu heiß“, sagt Koch. Das Buch sei zu konstruiert, hieß es. So etwas könne bei uns nicht passieren. „Das ist ein Problem von armen Ländern“, war nur eine der Aussagen. Koch vermutet, dass die Verlage in Wirklichkeit Angst vor Imageschäden hatten. Denn wer das selbstlose Bild der lebensrettenden Spende in die Nähe von Geschäftemacherei rückt, macht es sich im öffentlichen Bewusstsein denkbar ungemütlich.

Dabei steht Koch der Organspende positiv gegenüber. Vor wenigen Jahren starb ihr bester Freund, weil er nicht rechtzeitig eine Spenderleber bekam. Sie selbst ist Besitzerin eines Spenderausweises. Ihr geht es um den sorglosen Umgang mit den Datenbanken — und den Gefahren, die sie heraufbeschwören können, wenn sie in die falschen Hände gelangen.

„Stellen Sie sich vor, sie sind der genetische Zwilling von jemandem, der dringend eine Herz-Lungen-Kombination braucht“, sagt Koch. Die Frage, die sich daraus ergibt, spricht sie nur in ihrem Thriller laut aus. Wie hoch sind wohl die Überlebenschancen, wenn die eigenen Organe auf einmal fünf Millionen Euro wert sind?

„Manche Mediziner sind zornig geworden, als ich sie auf die Sicherheit der Datenbanken angesprochen habe. Dabei ist es doch naiv zu glauben, die Datenbank der Knochenmarkspendezentrale sei nicht zu knacken“, sagt Koch. Die manipulierten Empfängerlisten im Göttinger Skandal scheinen ihr Recht zu geben.

Sie hat vorhergesagt, was viele Experten lange bestritten haben. Illegaler Organhandel ist auch bei uns möglich. Und um daran zu glauben, müsse man kein kriminalistisches Superhirn sein. Wenn das Abgründige eine Logik habe, sei es auch machbar. „Und außerdem“, sagt sie, „wenn ich mir so etwas ausdenken konnte, dann können es andere auch.“