Ehemaliger Baudirektor der Frauenkirche: Ein Vater für die „Dickmadame“
Obwohl Eberhard Burger seit fünf Jahren im Ruhestand ist, hängt der Bauingenieur noch immer an der Frauenkirche.
Dresden. Die Dresdner Frauenkirche wird er nicht los. Auch fünf Jahre nach dem Ausscheiden als Baudirektor ist Eberhard Burger noch zweimal wöchentlich in dem protestantischen Gotteshaus, das unter seiner Leitung von 1994 bis 2005 originalgetreu wiedererrichtet wurde.
In der Gedankenwelt des Bauingenieurs, der morgen 70 Jahre alt wird, ist das weltberühmte Bauwerk nach wie vor ständig präsent. „Ich habe keinen Abstand gewonnen“, sagt Burger, der nach wie vor als „graue Eminenz“ des Projekts der Versöhnung gilt.
Zwar hat er fünf Jahre nach dem Berufsausstieg mehr Freizeit. „Aber es ist ein Ruhestand mit vielen Aufgaben in Ehrenämtern.“ Burger ist Domherr von Wurzen und damit verantwortlich für die Bauaufgaben, engagiert sich für das Palais im Großen Garten in Dresden und hilft bei der Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017.
Zu seinem Meisterstück hat er nun zwar größeren Abstand, aber als Stiftungsrat und Mitglied im Bauausschuss beobachtet er, was passiert — und entscheidet mit.
Wie bei einem Kind bleibe die Verantwortung auch, wenn es erwachsen sei, sagt Burger. So spielt das vielgerühmte „Wunder von Dresden“ weiter eine wichtige Rolle im Leben des Pensionärs, aber er begegnet ihm mit mehr Gelassenheit, auch bei Führungen und Vorträgen. Der 1,90-Meter-Mann mit hellem Lockenschopf und barocken Gesichtszügen wird nach wie vor erkannt und auch auf der Straße angesprochen. „Für viele bin ich die Frauenkirche.“
1943 in Berlin geboren, studierte Burger Bauingenieurwesen in Dresden. Die erste Stelle als Bauleiter für das Renommierobjekt Kernkraftwerk Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern ersparte ihm den Dienst in der DDR-Armee NVA.
1971 kam er zurück nach Dresden, wo er im Bau- und Montagekombinat Werkhallen und Verwaltungsgebäude für Firmen wie Mikromat oder Robotron baute. Die evangelische Kirche übertrug dem Christen 1980 die Verantwortung für alle mit „Westgeld“ realisierten Kirchenbauten wie die Dreikönigskirche, Gemeindezentren oder Pfarrhäuser.
1991 erteilte er für die Landeskirche erste Aufträge zur Planung des Frauenkirchen-Wiederaufbaus. Ende Oktober 2005 erlebte er dann mit der Weihe unter der „Steinernen Glocke“ die Krönung seiner Karriere. Die „Dickmadame“, wie die Kirche wegen ihrer Sandsteinkuppel liebevoll genannt wird, war sein Projekt mit der emotionalsten Bindung.
Obwohl er nun „ein bisschen mehr Freizeit“ hat, ist er zum Reisen mit seiner Frau bisher nicht wirklich gekommen. Im Oktober geht es erstmal nach Kanada. Die freie Zeit nutzt der vierfache Großvater zur Entspannung, für Radtouren und für regelmäßige Altherren-Rotweinrunden.
Zudem sind da auch noch die Altstudenten im Gesangverein Concilio Crescendo, mit denen der Bass Studentenlieder schmettert. Die Zeit der Auftritte sei aber vorbei, sagt Burger. „Wir sind doch alle älter geworden.“