Ein kleines bisschen Horrorshow mit Alice Cooper
Chemnitz (dpa) - Nur einen Tod stirbt der Altmeister auf der Bühne. Von zwei Henkern wird er zur Guillotine geschleift. Das Beil jagt herunter, der Kopf ist ab, aber Alice Cooper lebt. Die Hinrichtung war natürlich nur ein Trick.
Mit einer gekonnt coolen Bühnenshow zeigt der Gruselrocker wieder Präsenz in Deutschland. Bis zum letzten Tourtermin hierzulande am 14. November in Berlin stehen noch fünf Konzerte auf dem Programm. Zum Auftakt in Chemnitz am Donnerstag schwenkte der 63-Jährige als Zugabe die Deutschlandfahne.
Abgöttisch und mit Teufelsgruß feiern mehr als 1000 Fans den selbst ernannten „Entertainer des Grauens“ mit fünfköpfiger Begleitband, darunter allein drei Gitarristen. Alice Cooper spult mit gewohnt dicker Schminke um Mund und Augen in 90 Minuten 20 Songs herunter - schaurige Grimassen inklusive.
Eine Kettensäge ist zwar im Programmheft des Konzertveranstalters angekündigt, es gibt aber keine zu sehen während der „No More Mr. Nice Guy“-Bühnenshow, die den Rocker derzeit kreuz und quer durch die Welt jetten lässt. Und auch die Galgen muss man sich dort hinzudenken, wo zwei am Seil aufgeknüpfte Puppen schlaff an der Deko herunterbaumeln. Aber Cooper hat immerhin die Guillotine dabei. Und eine Riesenschlange, die sich für ein paar Minuten züngelnd um Beine und Hals windet, ohne dass Cooper sich dadurch vom Singen abhalten lässt.
Mit „Welcome 2 My Nightmare“ ist gerade erst das 26. Studioalbum von Alice Cooper erschienen. Und es dürfte eines seiner besseren sein: Die Ballade „Something To Remember Me By“ nennt der Altmeister „den schönsten Song, den ich je veröffentlicht habe“. Live verzichtet er jedoch weitgehend auf das neue Material - mit „I'll Bite Your Face Off“ wird gerade mal ein Lied der jüngsten Platte gespielt.
Ansonsten beschränkt sich Alice Cooper weitgehend auf seine Klassiker: „No More Mr. Nice Guy“ gehört genauso dazu wie „Poison“ und natürlich „School's Out“, sein größter Hit aus dem Jahr 1972, in der Live-Version aufgehübscht mit „Another Brick In The Wall“ von Pink Floyd.
Außerhalb der Songs verliert der 63-Jährige kein Wort ans Publikum - bis auf ein „Thank you“ ganz am Ende und noch ein „Happy Halloween“ hinterher. Alice Cooper beschränkt sich auf seine unterhaltsamen Einlagen, zersticht hier einen Ballon oder tritt da eine Puppe mit Füßen, die er ein Lied zuvor noch inniglich umarmt und sogar geküsst hat. Das Chemnitzer Publikum dankt es ihm mit kreischendem Beifall.
Weitere Tourdaten: 21.10. Göppingen, EWS-Arena; 22.10. Mannheim, Rosengarten; 12.11. Bremen, Pier 2; 13.11. Mühlheim, RWE-Arena; 14.11. Berlin, Columbiahalle