Ein Prinz wird vermarktet - Aufschwung erhofft

London (dpa). Wie wäre es mit einem Nuckel mit einer rührenden Familienszene der Familie Cambridge als Aufdruck? Oder Babyschühchen mit aufgesticktem Titel „Ihre Königliche Hoheit“ für schlappe 46 Euro?

Auch ein gekröntes Töpfchen ist zu haben.

Werdende Eltern werden in Großbritannien derzeit mit Royal-Baby-Spezialangeboten überschwemmt. Zeitungen waren am Mittwoch nicht nur voll vom ersten Foto des neugeborenen Prinzen - sondern auch von Werbung für Windeln, Wagen und andere mehr oder minder wichtige Baby-Artikel. Der kleine Prinz soll so viel Geld wie möglich in die Kassen bringen. Manchem wird allerdings langsam schlecht. Er greift lieber zur „Royal Baby Sick Bag“, einer Kotztüte mit William, Kate und Baby drauf.

Die Vermarktung von royalem Nachwuchs ist nichts Neues. Sammel- und Gedenksouvenirs gibt es seit Jahrhunderten. Offizielle Tassen und anderes Porzellan werden bis heute bei jedem großen Ereignis im Hause Windsor herausgebracht. Auch schräge Sachen waren oft dabei, zur Geburt von Prinz William 1982 etwa gab es Whiskeyflaschen zur Erinnerung. Vom Prinzen von Cambridge erhofft sich nun aber der kriselnde britische Einzelhandel einen echten Aufschwung.

Insgesamt könnte das Royal Baby 243 Millionen Pfund (282 Millionen Euro) in die Kassen britischer Läden schwemmen, sagen Analysten des Centre for Retail Research in Nottingham voraus. Neben Champagner und Häppchen zum Feiern wurden auch Erinnerungsstücke, Bücher und DVDs eingerechnet.

Zu erwarten sind aber noch weitreichendere Nachahm-Effekte, die über Jahre gehen könnten: Was trägt der kleine Prinz? In welchem Wagen wird er herumgefahren? Herzogin Kate hat schon so mancher Bekleidungskette neue Kundenmassen gebracht, und was sie für ihr Baby aussucht, dürfte ebenfalls Mode werden.

Als die werdende Mutter etwa im Frühjahr mit einem 295 Euro teuren Babykörbchen gesehen wurde, verzeichnete die Supermarktkette Asda einen Anstieg von 57 Prozent bei den Verkaufszahlen eines ähnlichen, aber deutlich preiswerteren Modells. Modisch haben Promi-Kinder wie Harper Beckham, Tochter von David und Victoria Beckham, oder Tom Cruise kleine Suri vorgemacht, wie schon Minis Trends setzen können. Die Möglichkeiten zum Geldmachen für die kommenden Jahre scheinen unendlich: Spielzeug, Babypuder, erster Schulranzen - Ende nicht in Sicht.

Harte Zeiten für Royal-Genervte. Hielten diese während des zweitägigen Hypes von der Ankunft der hochschwangeren Herzogin im Krankenhaus bis zum Verlassen mit dem Jungen im Arm noch vergleichsweise still, platzte so manchem am Mittwoch der Kragen. Ärger kam vor allem über die Berichterstattung in den Medien auf, die teils gigantische Ausmaße angenommen hatte.

„Die Berichterstattung war vollkommen einseitig“, sagte etwa Monarchie-Gegner Graham Smith im Sender BBC. „Die Medien haben eine Verantwortung, zu reflektieren, wie die Stimmung im Volk ist.“ Die aber sei gar nicht beachtet worden, meinte er. Stattdessen hätten Fernsehsender und Zeitungen blind Feierstimmung ausgerufen, während ein Großteil des britischen Volkes nur mageres Interesse an dem Kind gehabt habe: „Das war alles total übertrieben.“